Zur Blogparade von Cordula Natusch – eine Sammlung von Rezis

Zur Blogparade von Cordula Natusch – eine Sammlung von Rezis

Ich mag ja Blogparaden. Und um die von Cordula Natusch bin ich schon eine Weile herumgestrichen. „Die besten Ratgeber und Sachbücher“ – es geht um Sachbücher. Yeah!

Normalerweise.

Im Moment ist da bei mir eher Flaute. Ich hab zwar das eine oder andere in Arbeit, aber noch nichts davon fertig gelesen. Stattdessen waren Häkelkrimis angesagt … 😉 Und eigentlich geht es um „berufsbezogene“ Ratgeber und Sachbücher … Das eine Buch, das da reinpassen würde, entspricht den Ausschlusskriterien. Hmpf. Aber mitmachen will ich trotzdem. So!

Und ich habe festgestellt, dass in den Tiefen meines Blogs einige Schätze schlummern, die auch auf längere Sicht interessant sind. Und Cordula Natusch will ja nicht einfach brandaktuelle Titel, sondern:

Welche Ratgeber sind in den letzten Jahren erschienen und wirklich empfehlenswert?

Quelle

Ich ersetze hier einfach „Ratgeber“ durch „Sachbücher“.

Ich hab also mal gestöbert und ein „Best of“ für Sie und die Blogparade von Cordula Natusch zusammengestellt.

Kindersachbücher

Im letzten Jahr habe ich mich ein bisschen mit dem Jugendliteraturpreis, bzw. dessen Vorschlagsliste befasst und ein paar wirklich bezaubernde Titel gefunden:

Wer hat die Brücke angemalt“ ist selber ein Kunstwerk. Dave Eggers und Tucker Nichols zeigen, wie die Golden Gate Bridge entstand. Es ist ein Sachbuch, ein Bilderbuch und wie gesagt selber ein kleines Kunstwerk.

Ebenfalls mit Kunst hat der Band „Schau mir in die Augen, Dürer“ von Susanna Partsch zu tun: Da geht es darum, wie man riesengroße Gemälde transportiert, wie Malaufträge vergeben und abgewickelt werden und auch um Begriffe und Personen rund um Malerei. Ein bisschen ist das Buch wie ein Online-Artikel aufgebaut – mit jeder Menge Querverweisen. Der Band ist thematisch und nicht chronologisch gegliedert und die Überschriften sind Fragen, die man sich rund um Malerei so stellen kann.

Ebenfalls „Kunst“ sind die beiden Bücher von Felix Bork „Oh ein Tier!“ und „Oh eine Pflanze!“ Die Sachinformationen rund um Fauna und Flora sind alle korrekt – auch wenn die Darstellung teils ungewohnt ist. Detaillierte korrekte Zeichnungen wechseln sich mit comic-artigen Szenen und Kritzeleien ab. Die sorgfältig formulierten Einführungstexte sind „von Hand“ korrigiert – schwer Verständliches übersetzt Felix Bork in Alltagssprache. Es sind nicht unbedingt Bücher, die man auf einen Ausflug mitnimmt, um Arten zu bestimmen – beide Bände entsprechen im Umfang einem Ausstellungskatalog. Aber es sind auf jeden Fall Bücher, die Wissen und Spaß verbinden und dazu einladen, sich gemeinsam darin zu vertiefen.

Die vorgestellten Bücher:

  • Dave Eggers (Text) und Tucker Nichols (Illustrationen): Wer hat die Brücke angemalt?, übersetzt von Peter und Sophie Torberg, Diogenes Verlag, Zürich, 2018, ISBN: 9783257012279
  • Susanna Partsch: Schau mir in die Augen, Dürer! Die Kunst der alten Meister erklärt von Susanna Partsch, C. H. Beck Verlag, München, 2018, ISBN:9783406712067
  • Felix Bork: Oh, ein Tier! Bestimmungsbuch mit fast allen hemischen Arten, Eichborn Verlag, Köln, 2017, ISBN: 9783847906339
  • Felix Bork: Oh, eine Pflanze!, Eichborn Verlag, Köln, 2019, ISBN: 9783847906582

Naturwissenschaften

Schon in der Schule fand ich Bio und Chemie faszinierend – weniger faszinierend, was man da alles pauken muss. Deshalb bin ich nie weit damit gekommen. Aber Sachbücher zu Themen rund um Pflanzen, Tiere oder so was lese ich gern. Wenn mir die Autorin also für den Moment des Lesens den Eindruck vermitteln kann, ich hätte was verstanden – wunderbar.

Und manche Informationen hallen wirklich lange nach. Zum Beispiel aus dem Buch „Was Fische wissen“ von Jonathan Balcombe, dass Fische durchaus akustisch kommunizieren. Dass wir sie nicht hören können, liegt daran, dass ihre Äußerungen auf „unter Wasser“ und unsere Wahrnehmung auf „über Wasser, in der Luft“ eingerichtet ist – völlig unvereinbar. Wenn wir Fische schreien hören könnten, wenn wir sie lebendig stolz über Wasser halten und sie dabei fast ersticken, wenn der Angelhaken ihre Lippen zerrissen hat … Und ist Ihnen klar, dass unsre Vorliebe für Lachs, Thunfisch, Hecht und Forelle bei Fleischessern die Analogie Tiger, Bär, Katze und Hund hätte? Wir essen vor allem so genannte „Raubfische“ … Die stehen übrigens am Ende der marinen Nahrungskette und versammeln alles, was sich im Laufe der Kette an Giftstoffen in den Körpern ihrer Opfer angesammelt hat. Vielleicht doch nicht so appetitlich? Fische sind laut Jonathan Balcombe nicht nur empfindsam und intelligent, sondern auch „kulturfähig“ – mit seinem Buch bricht er eine Lanze für ihre Rechte als Wirbeltiere.

Mark Miodownik nimmt in seinem Buch „Wunderstoffe“ gleich 10 Materialien unseres Alltags unter die Lupe und zeigt, was sie ausmacht – chemisch, mechanisch, however  – und was sie in unserem Leben ausmachen. Materialwissenschaften für den Alltag. Und das dann noch unterhaltsam und abwechslungsreich geschrieben.

Noch mal was zu Pflanzen – aber was für eine Informationsfülle: „Pflanzenrevolution“ von Stefano Mancuso. Sie sehen Pflanzen nachher mit anderen Augen, versprochen. Die Berufsbezeichnung  von Stefano Mancuso muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Direktor des internationalen Labors für Pflanzenneurobiologie. Es geht zum Beispiel um Zellen, die ähnlich wie Augen funktionieren. Um die Gedächtnisleistung von Pflanzen. Um ihre empfindsamen Wurzeln.

Die vorgestellten Bücher:

  • Jonathan Balcombe: Was Fische wissen. Wie sie lieben, spielen, planen: unsere Verwandten unter Wasser, übersetzt von Tobias Rothenbücher, mare Verlag, Hamburg, 2018, ISBN: 9783866482838
  • Mark Miodownik: Wunderstoffe. Zehn Materialien, die unsere Zivilisation ausmachen, übersetzt von Jürgen Neubauer, Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2016, ISBN: 9783421047380
  • Stefano Mancuso: Pflanzenrevolution. Wie Pflanzen unsere Zukunft erfinden, übersetzt von Christine Ammann, Verlag Antje Kunstmann, München 2018, ISBN; 9783956142338

Politik und Geschichte und was so dazu gehört

Naturgemäß ist auf diesem Gebiet meine Ausbeute an Rezensionen etwas größer – schließlich hab ich mal Geschichte studiert. Da muss ich für die Blogparade von Cordula Natusch doch wirklich sorgfältig auswählen …

Politik findet auch in Sprache statt. Da ist es gut zu wissen, was Sprache in der und mit der Politik macht. Elisabeth Wehling hat dazu ein hochspannendes Buch zu sprachlichem Framing verfasst, „Politisches Framing„, das ich immer wieder gern empfehle  – also auch hier 😉.

Haben Sie such mal Gedanken über die Bezeichnungen der Europa-Straßen gemacht? Methijs Deen in seinem Buch „Auf alten Wegen“  schon. Und er verpackt die Geschichte europäischer Fernstraßen in Gegenwart und Geschichte in Geschichten. Jedes Kapitel ist einer Straße und einer Geschichte in einer  Epoche gewidmet. Im Grunde bekommen Sie hier acht kleine Romane zum Preis von einem Sachbuch.

Sex sells – doch unterschätzen Sie nicht die Sprengkraft des Buches „Warum Frauen im Sozialismus besseren Sex haben“ von Kristen R. Ghodsee . Sie schildert sehr persönlich und engagiert und kenntnisreich, wie ökonomische Abhängigkeit die Lebensqualität von Frauen – vor allem in den USA – beeinträchtigt. „Sozialismus“ als Gegenbild ist dabei in den USA ein besonderer Aufreger. Das erläutert sie im Vorwort für die deutsche Ausgabe.

Die vorgestellten Bücher:

  • Elisabeth Wehling: Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht, Herbert von Halen Verlag, Köln, 2016, ISBN: 9783869622088
  • Mathijs Deen: Über alte Wege. Eine Reise durch die Geschichte Europas, übersetzt von Andreas Ecke, DuMont-Buchverlag, Köln, 2019, ISBN: 9783832183837
  • Kristen R. Ghodsee: Warum Frauen im Sozialismus besseren Sex haben. Und andere Anregungen für ökonomische Unabhängigkeit, übersetzt von Richard Barth und Ursel Schäfer, Suhrkamp Edition, Berlin, 2019, ISBN: 9783518075142

So, nun haben Sie aber was zum Stöbern 😉 Ich wünsche viel Freude beim (Wieder)Entdecken spannender Sachbücher und danke Cordula Natusch für den Anstups.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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