Der Untertitel des Buchs „Bücher“ von Uwe Jochum „Vom Papyrus bis zum E-Book“ hat ein bisschen den Ruch des Understatements, denn er fängt nicht mit den alten Ägyptern an, sondern schon in der Steinzeit.
Die Steine mit Ritzzeichen, die Höhlenmalereien, die v. a. aus Frankreich bekannt sind und die mehrere 100.000 Jahre alt sind, stellt er als erste Beweise für abstraktes Bewusstsein und die Umsetzung von Ideen dar. Dabei schildert Uwe Jochum nicht nur die verschiedenen Forschungsetappen der Archäologie und ihre Ergebnisse, er weist auch über die Archäologie hinaus. Die Geschichte der Menschen im „fruchtbaren Halbmond“, die 2.000 bis 3.000 Jahre her ist, schildert er mit modernen Begriffen, so dass sie uns naherückt und Tontafeln als „mobile Medieneinheit“ nichts Befremdliches mehr haben.
Die Erfindung der Druckkunst durch Johannes Gutenberg hat die Buchproduktion entscheidend verändertSein Fachwissen als wissenschaftlicher Bibliothekar zeigt sich u. a. in der Verwendung von Fachbegriffen, die er jeweils gut einführt, z. B. „ikonische und indexikalische Zeichen“ oder „Graphismus“, im späteren Verlauf „Druckerprivilegien“. Die Fremdwortdichte ist recht hoch, das tut der Verständlichkeit aber keinen Abbruch, denn Uwe Jochum formuliert sehr präzise. Andererseits ist das Buch auf diese Weise nichts für schnelles Nebenbeilesen – es bedarf einer gewissen Konzentration. Das Interesse am Stoff stellt sich, wenn es nicht schon vorher dagewesen ist, beim Lesen ein, weil Uwe Jochum verschiedene Gebiete und ihre Entwicklungen miteinander in Zusammenhang bringt: Bücher sind, auch wenn es in vielen Teilen um ihre Produktion als technischem Vorgang geht, ohne den geistigen Hintergrund ihrer Zeit nicht verständlich – in den bettet er die Fachinformationen zur Geschichte des Buches ein. Er bietet so auch einen eigenen Blick auf Herrschafts- und Hierarchiestrukturen, denn Bücher haben von früh an genau damit zu tun.
Ein schön aufgemachtes, interessantes Buch – wer sich für Bücher und Kulturgeschichte interessiert, ist damit wirklich gut bedient.
Uwe Jochum: Bücher. Vom Papyrus bis zum E-Book, Philipp von Zabern Verlag, Darmstadt, 2015, ISBN: 9783805348775
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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