Geheimnisse von Anette Huesmann

Geheimnisse von Anette Huesmann

Neben der Bezeichnung „Hamburg-Krimi“ macht der Untertitel des Krimis „Geheimnisse“ von Anette Huesmann sehr neugierig: „Der erste Fall für die forensische Linguistin“.

Was um alles in der Welt ist eine forensische Linguistin … ?

Was erzählt Anette Huesmann?

Maggie Kofler hat ein Ziel erreicht: Sie wird als forensische Linguistin einem Fall zugeordnet. Sie wird nicht nur im BKA sitzen und Gutachten über Texte erstellen, sondern sich an der Ermittlungsarbeit betätigen können. Das war immer ihr Ziel. Mit ihrem Kollegen Karl, einem forensischen Psychologen, hat sie das Pilotprojekt entwickelt und forciert.

Doch dann stellen sich dem erwünschten Projekt unerwünschte Hindernisse entgegen:

  • Statt Karl wird sie sein Praktikant, Cem Bayrak, begleiten – er kommt gerade frisch von der Uni
  • In Hamburg, ihrem Einsatzort, gerät sie in die Konkurrenzsituation zwischen der SOKO-Leiterin und deren Vorgesetzten
  • Sie begegnet ihrer Vergangenheit

Die Situation ist am Anfang so verfahren, dass sie darum bittet, von dem Fall abgezogen zu werden und das lang geplante und erwünschte Pilotprojekt wäre damit tot. Doch das lässt ihr Vorgesetzter nicht zu. Also muss sie sich durchbeißen.

Buchcover von Geheomnisse von Anette Huesmann - unter em blau geschriebenen Titel wort steht es och einmal in Lautschrift. Das Hintegrundbild zeigtn Stück Elbphilharmonie und ein paar Schiffe.

Zurück zur Frage: „Was macht eine forensische Linguistin?“

Sie analysiert Texte. In diesem Fall zuerst einen Drohbrief, der bei der Leiche, dem Mordopfer, gefunden wurde. Immer und immer wieder liest sie die wenigen Zeilen und versucht, daraus Informationen abzuleiten. Dabei schaue ich ihr als Leserin quasi über die Schulter, lese den Text auch immer wieder und stelle meinerseits Holperer im Text fest. Doch die Schlussfolgerungen, für die bedarf es der linguistischen Ausbildung. Die bringt Maggie mit. Es ist durchaus spannend, ihren Gedankengängen zu einzelnen Wörtern und Satzkonstruktionen zu folgen. Auch ihre Vorgehensweise, z. B. der Besuch der germanistischen Bibliothek, um Fachzeitschriften zu durchstöbern, ist mir sehr sympathisch. Sie tauscht sich mit anderen aus, holt sich die Meinung einer Expertin dazu und verknüpft die Informationen. So kommt sie einigen der Geheimnisse im Buch näher.

Nach einigen Schwierigkeiten finden sie und Cem sich in das Team der SOKO ein, erwirken die Teilnahme an Befragungen, bekommen mehr und mehr Unterlagen, so dass sich peu à peu ein mögliches Szenario entfaltet. Damit gbt es auch mehr Texte zu analysieren.

Doch natürlich geht es nicht ohne weitere persönliche Verwicklungen. Der junge forensische Psychologe Cem – frisch on der Uni, wie gesagt –  erweist sich als kluger und mitfühlender Kollege, der trotz seiner noch jungen Jahre ein gutes Gespür für Menschen hat. Im erlaubten Alleingang befragt er eine der Personen rund um das Drama und kann so relevante Informationen beitragen. Ohne weiteres hat er die Situation zwischen Maggie und Luise, der SOKO-Leiterin, durchschaut und beschafft auch hier Informationen – die durchaus mit dem Fall zu tun haben. Aber eben nicht nur. Das hat dann ein Nachspiel …

Am Ende ist der Fall gelöst. Doch das persönliche Drama von Maggie Kofler – da ist noch einiges zu erwarten. Der Untertitel verheißt es ja: Es ist der erste Fall der forensischen Linguistin.

Wie erzählt Anette Huesmann „Geheimnisse“?

Im Großen und Ganzen würde ich sagen: unauffällig. 😉 Sie lässt Situationen lebendig werden, durch etwas, was ich als teil-detaillierte Schilderungen bezeichnen möchte. Während sie Handlungen detailliert beschreibt – wie jemand seine Unterlagen sortiert, welche typischen Handbewegungen zu jemandem gehören –, sind ihre Personenschilderungen eher unkonkret. Am ehesten folgt sie der Regel „Kleider machen Leute“ und beschreibt, was die Leute anhaben.

Sie nutzt eine personale Erzählhaltung, bei der sie die Innensichten von Maggie, Cem und Luise abwechselt.

Wenn ich sage „unauffällig“, dann meine ich in keiner Weise: langweilig. Mich hat das Buch so gefesselt, dass ich bis halb zwei Uhr in der Nacht darin las.

Anette Huesmann: Geheimnisse. Hamburg-Krimi. Der erste Fall für die forensische Linguistin, Buchs on Demand, Norderstedt, 2024, ISBN978359720115

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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