Madleine Albright ist eine der Zeitzeuginnen des 20. Jahrhunderts, eine, die Politik beobachtet und analysiert und eine, die Politik gestaltet (hat). Eine wichtige Frau. Und mit diesem Buch – Untertitel: Eine Warnung – allemal wert, gelesen und gehört zu werden.
Worüber schreibt Madleine Albright?
Ihr Thema ist der Faschismus – und dem geht sie detailliert nach. Sie schildert die Lebens- und Politiklebensläufe von Faschisten – Mussolini und Hitler, klar. Aber auch von Franco, Erdogan und Putin.
Immer mit hinein spielt ihre eigene Erfahrung. Als Kind verließ ihre Familie wegen der Faschisten die Heimat – Madleine Albright wuchs einige Jahre in England auf. Ihr Vater war Diplomat – so lernte sie bereits als Kind verschiedene Politiker kennen. Der stalinistische Faschismus vertrrieb ihre Famiie ein zweites Mal. Ihre neue Heimat war nun Amerika.
Ihre Faschistenporträts folgen im Großen und Ganzen der Chronologie – doch immer wieder macht sie Bemerkungen, die das aktuelle Geschehen im Auge haben – die Zeit nach der Wahl von Donald Trump, die Zeit von Edogan und Putin und Orbán …
Immer wieder zieht sie Vegleiche – Hindenburg und Beneš, z. B.: zwei alte Männer, die der Methode des „Demokratie auf demokratischem Wege aushebeln“ nichts entgegenzusetzen hatten. Der Tod des Diplonatem Jan Masaryk war für die Familie Madleine Albrights auch persönlich ein Trauerfall, denn sie waren befreundet. Er ist in ihren Augen ein Opfer der in der tschecheslowkischen Republik beginnenden stalinistischen Diktatur.
Je näher die Geschehnisse ans Heute rücken, umso stärker kommen ihre Erfahrungen als Politikerin darin vor. Schließlich war Madleine Albright nicht nur Außenministerin – sie war in verschiedene Positionen in den USA tätig und sie vertrat die USA in der UNO.
Wie schreibt sie denn so?
Gut lesbar, durchaus mit Humor und zwischenzeitlich sehr persönlich. Ich mag ja besonders diesen Kommentar:
2012 zwängte der 60-jährige Putin seinen nicht mehr ganz so ranken Körper in einen weißen Overall, sprang in den Pilotensessel eines Kleinflugzeugs und zeigte einem Schwarm von offenbar begriffsstutzigen sibirischen Kranichen, wohin ihr Migrationszug sie zu führen habe. So etwas hatte nicht einmal Mussolini fertiggebracht.
S. 187f
Schreiben kann sie – oder sich da gut beraten lassen 😉
Madleine Albright zeigt in ihrem Buch auch deutlich Veränderungen in politischen Meinungen – auch bei sich selbst. Auf mich macht sie einen glaubwürdigen Eindruck. Und ihre Beschreibungen und Analysen kann ich gut nachvollziehen.
Madleine Albright: Faschismus. Eine Warnung, übersetzt von Bernhard Jendricke und Thomas Wollermann, DuMont Buchverlag, Köln, 2018, ISBN: 9783832183615
Die Stadtbibliothek hält den Titel als E-Book und als gedrucktes Buch vor.
Bisher gibt es noch keine Kommentare