Alaaf! Ein Kölner Hochruf von Heribert A. Hilgers

Alaaf! Ein Kölner Hochruf von Heribert A. Hilgers

Privatdozent Dr. (phil.) Heribert A. Hilgers (Titel korrigiert aufgrund einer Mail von Norbert Hilgers am 12.1.2020*) hat die Veröffentlichung  seines letzten Manuskripts leider nicht mehr erlebt, da er schon 2012 verstarb – und dabei ist es so etwas Passendes für den „Kölsch-Professor“: eine Etymologie des Wortes „Alaaf!“. Es ist bei Greven in der kleinen Reihe leseZeichen erschienen (wie auch „Vom Traum zum Albtraum„) und bietet Sprachgeschichte kompakt. Der eigentliche Text geht bis gerade mal S. 48 – dann folgen die Literaturliste  und die Anmerkungen (233 an der Zahl!).

Woher das Wort Alaaf stammt, enthüllt Heribert A. Hilgers gleich auf der ersten Seite – und dann folgen die unterschiedlichen Erklärungsversuche durch die Jahrhunderte; selbst das Syrische ist bemüht worden. Etymologie ist was Schönes – und Volksetymologie erst recht.

Tombleson Cologne
Köln um 1840 – ein Stahlstich von William Tombleson
Alaaf wurde ab den 19. Jahrhundert in verschiedenen Kontexten genutzt – und keineswegs nur im Karneval. Fast bin ich versucht zu sagen: Im Gegenteil, denn „Alaaf“ war Bestandteil festlicher Reden – von Kronprinz Friedrich Wilhelm bis zu John F. Kennedy. Ja, der hat nicht nur gesagt: „Ich bin ein Berliner!“ – in Köln war er ein paar Tage später zu Gast und beendete seine Rede mit einem „Köll’n Alaaf„.

Denn Alaaf ist eigentlich ein Jubelruf, der dem „Vivat“ oder „Hoch soll er/sie leben“ entspricht. Ein sehr früher Beleg ist der Alaaf-Krug, der im Stadtmuseum zu sehen ist: Er trägt eine Aufschrift mit Alaaf – es geht um einen guten Trunk …

Heribert A. Hilgers hat – das ist ja schon an der Zahl der Anmerkungen zu sehen – eine Menge Material zusammengetragen: Briefe aus dem 17. Jahrhundert, Lotteriebelege aus dem 18. und Zeitungsberichte aus dem 19.  und 20. Jahrhundert. Auch außerhalb Köln ruft man Alaaf, neben dem Aachener Raum und manchen Regionen bis ins Niederländische sogar –  und nun halten Sie sich bitte fest  – im Westfälischen!

Bei aller Wissenschaftlichkeit ist das Buch gut zu lesen und man erfährt einiges über die Kölner Stadtgeschichte.

Alaaf! ist mehr als Karneval – diese Erkenntnis kann man aus dem Büchlein mitnehmen; was sich daraus entwickeln kann, werden wir sehen.

Heribert A. Hilgers: Alaaf! Ein Kölner Hochruf, Greven Verlag, Köln, 2014, ISBN: 9783774304277

* Hier folgt die Begründung aus der Mail von Herrn Norbert Hilgers: Mein (…) Bruder war langjähriger Privatdozent / Akademischer Direktor am Germanistischen Institut der Universität zu Köln, hat aber keinen Ruf zur Professur erhalten. Er hat auf eine korrekte Angabe seines Titels zu seinen Lebzeiten immer grossen Wert gelegt.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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