Was genau geschah 1871 bei der Pariser Kommune? Thankmar von Münchhausen ist dem Geschehen minutiös nachgegangen. Er beginnt nicht erst mit den ersten Barrikaden, sondern holt aus, um die historische Gemengelage – politisch und sozial – in Paris darzustellen, denn hier liegen die Ursachen für den blutigen Bürgerkrieg in und um Paris.
„Die Pariser Kommune 1871 – die erste >Diktatur des Proletariats<“ lautet der Untertitel des umfangreichen Werks – aber um die Ereignisse dieser 72 Tage zu verstehen, ist es nötig, die Situation der Stadt am Vorabend des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 darzulegen. Dazu gehört die Situation der Arbeiter und Arbeitslosen – die große Masse derer, die von der Hand in den Mund leben und beispielsweise durch die Baumaßnahmen des Barons Haussmann ihre angestammten Wohnungen verloren. Thankmar von Münchhausen nutzt Zeitungsartikel und Polizeiprotokolle, um die angespannte Stimmung in der Stadt deutlich zu machen. Überhaupt ist die umfangreiche Arbeit mit Quellenmaterial ein Kennzeichen dieses Buches. So komme ich als Leserin nah an das Geschehen heran, fühle mich aber gelegentlich im Lesefluss etwas gehindert, weil ich viele Namen, Daten und auch Ausdrucksformen „verarbeiten“ muss.
Willkürliche Gefangennahmen von verschiedenen Akteuren und Gruppen waren an der TagesordnungThankmar von Münchhausen bietet einen detaillierten Einblick in ein Geschehen, das in meiner Wahrnehmung immer nur ein Schattendasein führte. Die Einbindung in das Geschehen rund um die zweite Republik, die Herrschaft Napoleons III, den deutsch-französischen Krieg, die beginnende Industrialisierung und die daraus resultierenden sozialen Umbrüche macht deutlich, dass diese Episode eine größere Aufmerksamkeit verdient, als ihr gemeinhin zuteil wird. Ein gut lesbares Buch, detailfreudig, schlüssig und gut erzählt.
Thankmar von Münchhausen: 72 Tage. Die Pariser Kommune 1871 – die erste „Diktatur des Proletariats“, Deutsche Verlagsanstalt, München, 2015, ISBN:9783421044402
Linksammlung
In der Stadtbibliothek Köln gibt es den Titel als Print- und als E-Book-Exemplar:
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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