Das Geheimnis der vier Briefe von Sophie Hannah

Das Geheimnis der vier Briefe von Sophie Hannah

Obwohl ich ja gerade im vergangenen Jahr noch mal zwei mir unbekannte Bücher von Agatha Christie selbst gelesen habe, erscheint mir der Stil von Sophie Hannah überhaupt nicht aufgesetzt oder unangemssen für Bücher die rund 100 Jahre vor heute spielen. Sie hat das Vorbild gut internalisiert.

Was erzählt Sophie Hannah?

Einen Kriminalfall von Hercule Poirot, der mit Anschuldigungen gegenüber diesem berühmten Detektiv beginnt. Zwei Menschen stürzen sich förmlich auf ihn, um ihn zu beschimpfen und ihre Unschuld zu beteuern. Er habe sie in einem Brief des Mordes an einem Menschen bezichtigt, den sie nicht kennen. Und dahinter stecke ihr persönlicher Gegner in der Familie – mal der Vater, mal der angehende Schwiegersohn – und ein so berühmter Mann solle sich schämen, sich mit diesen gemein zu machen. Ohne die Gegenrede Poirots, er wisse von nichts, überhaupt wahrzunehmen, treten sie geräuschvoll ab.

Als nächstes kommen zwei weitere Leute, die solche Briefe erhalten haben – die kennen aber das genannte Opfer: Die eine ist seine jüngere Enkelin, die andere der Hausvorsteher seines Urenkels.

Nun hat Poirot einen Packan und fängt an zu recherchieren.

Sein Freund, Kommissar Edward Catchpool, bekommt von seinem jähzornigen Chef den Auftrag, Poirot davon zu überzeugen, dass sein – also des Chefs – Freund, der Anwalt Stanley McCrodden, Vater des wütenden jungen Mannes mit dem zweiten Brief und von diesem der Kollaboration mit Poirot verdächtigt, auf keinen Fall solchen Schmutz werfen würde und das habe zu enden. Punktum.

Auf diese Weise kommt Poirot an den einen noch erhaltenen Brief und kann sich ein Bild davon machen. Unter anderem auch von der Schreibmaschine, mit der er geschrieben wurden. Wie sich das gehört, hat diese einen fehlerhaften Buchstaben …

Tastatur einer alten Schreibmaschine zum Roman von Sophie Hannah "Das Gehemnis der vier Briefe"
Dummerweise kann man fehlerhafte Buchstaben erst erkennen, wenn man mit der Maschine tippt.

Sophie Hannah bietet in diesem traditionellen Krimi einen hübschen Einblick in das Leben vor allem der Upper Class.

Als moralische Quintessenz bleibt die Frage, wie es mit der Verurteilung bei – versuchtem – Mord aussieht, wenn persönliche Faktoren mit reinspielen. Da gibt es am Anfang von einer Person eine sehr klare Aussage – der das Verhalten am Ende widerspricht. Man könnte es als ethische Fragestellung bezeichnen.

Wie erzählt Sophie Hannah?

Stilistisch gibt es da wenig zu sagen – sie hat einen Stil gefunden, der mit dem Sujet und der Epoche harmoniert.

Nur an einer Stelle gibt es einen kleinen Bruch: Eine Frau ruft im Auftrag des Kommissars verschiedene Leute an, um sie zu befragen, und gibt an einer Stelle der Versuchung nach, mehr zu fragen, als ihr vorgegeben wurde. Und sinniert darüber, dass sie als Frau den Job eines Kommissars genauso gut erfüllen könnte … doch Frauen seien ja für solche Berufe nicht zugelasssen.

Übrigens hält Sophie Hannah von Familiebanden in manchen Familien ähnlich wenig wie ihr Vorbild Agatha Christie …

Ach so – der Originaltitel heißt „The mystery of the three quarters“, denn Poirot findet Ideen im „Kirchenfensterkuchen“ seiner Kaffehauswirtin, bei dem jedes Stück aus vier Quadraten besteht, in zwei Farben und die zueinander versetzt. Er nimmt sogar von diesem Kuchen zum Showdown am Ende mehrere Stücke mit … zu Demontrationszwecken. Der deutsche Titel ist – wie ich finde: mal wieder – platter als das Original.

Sophie Hannah: Das Geheminis der vier Briefe, übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini, Atlantik Verlag, Hamburg, 2019, ISBN: 9783455005509

Die Stadtbibliothek hält den Titel als Buch, Hörbuch und E-Book vor.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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