Achtung, bitte nicht das Vorsatzblatt überblättern – wie bei „Konzert ohne Dichter“ verbirgt sich auch in diesem Buch von Klaus Modick an dieser Stelle ein Bild. Gleich auf der ersten Seite folgt dann eine detaillierte Schilderung – des Bildes? Eduard Graf von Keyserling schaut in den Spiegel …
Was erzählt Klaus Modick?
Es handelt sich wieder um eine Mischung von Fakten und Fiktion: Im Leben von Eduard Graf von Keyserling gibt es blinde Stellen. Klaus Modick erzählt nun von einem bestimmten Punkt aus die Lebensgeschichte des Dichters und füllt die Lücken auf. Er beginnt an einem Junitag 1901 in München: Eduard, von seinen Schwestern Edchen genannt, geht aus dem Haus, besucht u. a. seine Buchhandlung (dort hat jemand nach seinem Erstlingswerk gefragt – peinlich, peinlich) und trifft seine Freunde. Klaus Modick führt so peu à peu die Umgebung ein, in der sich Keyserling bewegt, die Freunde Max Halbe und Lovis Corinth, Frank Wedekind – alles auch uns wohl bekannte Namen.
Die gemeinsame Sommerfrische am See führt zu dem Bild – Lovis Corinth malt Eduard Graf von Keyserling. Immer wieder gibt es die Rückwärtsbewegung im Buch, den Rückblick, der, im Gegensatz zur Haupthandlung 1901, im Präteritum steht: Das Schloss der Kindheit, Dorpat, Wien … Und dazu gesellt sich die Anspielung auf das, was ihn aus der Heimat vertrieb. Bis es ihm in Bayern wieder begegnet – hier nun kann Klaus Modick seine Version der Geschichte des Eduard von Keyserling erzählen.
Wie erzählt Kaus Modick?
Sehr poetisch. Er bringt Momente nah – Naturerfahrung,
Seelenschwingung, all‘ so was:
Der Himmel verfärbt sich, die eiligen Wolken am Horizont sind mit Gold gesäumt, und eine Welle von Rot überschwemmt die Luft. Im Blaugrün des Sees mischen sich blanke Fäden, und die Höhlungen der kabbeligen Wellen, die sich am Ufer brechen, schimmern rosa. (S. 87)
Später sitzt er allein auf einer Bank am Seeufer, raucht eine Zigarette und hat das Gefühl, das Mondlicht sei eine Welle, die ihn umspült, durch ihn hindurchgleitet wie eine Sehnsucht, die sich nie mehr verwirklichen lässt, nur noch erinnern, festhalten in Bildern und Geschichten. (S. 233)
Klaus Modick hat in seinem Buch festgehalten, wie Eduard Graf von Keyserling zum Dichter wurde.
Ein wirklich schönes Buch – das Lust macht, Keyserling zu lesen 😉
Was mir als erstes auffiel: Der Ton, in dem Klaus Modick Stimmungen schildert - leicht an Rilke erinnernd. Und das hat mir gefallen, denn wie ich schon mal schrieb: Ich mag Rilke. Zwei Aber gegenüber…
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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