Zum 2. Mal haben Kölner Verlage (Bastei Lübbe, Kiepenheuer & Witsch, DuMont Kalender Verlag, Community Editions und von außerhalb kam Diogenes dazu) Bloggerinnen und Blogger zu einem gemeinsamen Tag im Gebäude des Bastei-Verlages geladen – die LitBlog Convention 2017. Einblicke in Verlagsarbeit, Kontakte mit Autorinnen und Autoren und insgesamt eine tolle Atmosphäre – das macht diese Zusammenkunft aus.
Aus dem breit gefächerten Angebot habe ich mir folgende Sachen ausgewählt:
„Buchhandwerk“ bei der LitBlog Convention 2017
Handlettering mit Suse Engel – für mich eine Herausforderung, da ich auf dem Gebiet nicht besonders begabt bin. So einladend war der Tisch vorbereitet – s. links.
Und weil ich schon mal beim „Handwerklichen“ war, bin ich als nächstes zu dem Vortrag von Hanne Mandik gegangen, in dem sie uns erzählte, was zwischen Manuskriptabgabe und Auslieferung passiert.
Die eine Seite ist die zeitliche Planung – immer schön rückwärts rechnen:
Erscheinungstermin – Auslieferungstermin an Buchhandlungen – Drucktermin – spätestmöglcher Zeitpunkt zur Manuskriptherstellung. Klingt erst mal einfach. Aber, dann gibt es ja noch die Leseexemplare für die Buchhandlungen – fast der gleiche Zirkel an Abläufen und damit eine Vorverlegung der Manuskriptfertigstellung um rund ein Vierteljahr …
Zur Produktion eines Buches gehört aber viel mehr – auf die Layout-Gestaltung freut sich Hanne Mandik immer besonders und präsentiert das an einem Kochbuch und an einem kompliziert zu erstellenden Band zu der Serie „Twin Peaks“ – sie muss Schriftarten finden, die Verteilung von Text und Bildmaterial einerseits abwechslungsreich, andererseits mit einheitlichem Konzept planen, es gilt die Papierqualität für die Art der Bilder sinnvoll auszuwählen. Das alles betrifft „nur“ das Innere des Buches. Aber auch Einband, Bindung und ggf. Schutzumschlag müssen bedacht werden.
Und da kamen wir als Boggerinnen zum Zuge – ein in der Planung befiindliches Buch ist so weit, dass die Farben für Illustrationen fest stehen – jetzt müssen das Vorsatzpapier und das Kopfbändchen gewählt werden. Kopfbändchen? Ja, gibt es. Das ist das völlig unscheinbare kleine bisschen Stoff, das den Buchblock oben und unten im Einband abschließt. Fällt nie auf. Aber wehe, es passt mal nicht … Hanne Mandik sagte, sie wolle beide Vorschläge, die bei uns rauskamen mit in die entsprechende Konferenz nehmen. Im Herbst werden wir sehen, wofür man sich entschieden hat 😉
Die obere Farbkarte auf dem Bild ist übrigens die für den Leineneinnand – den kann man aus bereits gefärbtem Leinen herstellen und mit Titel, Austor usw. bedrucken (auch Prägungen sind möglich) oder weißen Stoff verwenden und den dann im Ganzen farbig bedrucken. Lesebändchen und farbiger Schnittt sind weitere Aspekte der Buchgestaltung.
Danach gabs die wohl verdiente Mitagspause 🙂
Autorinnen kennlernen bei der LitBlog Convention 2017
Im Nachmittagsangebot gab es dann ein Gespräch zwischen Dana Geissler, der Moderatorin, und den Autorinnen Anna Basener und Petra Hülsmann zum Thema Heimatgefühle.
Es war sehr charmant gemacht – vor allem Anna Basener hatte eine nette Art, das „Ruhrdeutsch“, wie sie immer sagte, dann auch mit einzubringen. Ihre vorherige Karriere als Groschenheft- und Ratgeberautorin kam ebenfalls ausführllich vor. Petra Hülsmann erzählte von der Liebe zu ihrer Wahlheimat Hamburg. In ihrem neuen Buch geht es ums Segeln – da sie selber keine Ahnung davon hat und keine Erfahrung auf Wasser, kommen die armen Protagonistinnen nie in den Genuss, das im Buch auszuleben ;-). Ein Einblick in die Arbeit zweier junger Autorinnen. Spannend fand ich Anna Baseners Hinweis, dass sie bei diesem Debutroman sich einer vorherigen Planung völlig verweigert habe – das sei im Rahmen von Groschenheften und Genreliteratur so üblich, dass sie hier mal völlig anders arbeiten wollte. Wie es ihr geglückt ist, werde ich berichten – ich hab ihren Roman jetzt vorliegen. Ihr Tipp an alle, die sich im Romanschreiben üben wollen: einen Heftroman verfassen, nach den strengen Mengen und Dramaturgierauflagen, die die Verlage da so haben. Tipps dazu in ihrem Ratgeber …
Mein vorletzter Termin auf der LitBlog Convention 2017 war Linus* Giese, der aufgrund eigener Erfahrungen berichtete, wie man erfolgreich als Buchbloggerin agiert. Interagieren mit anderen – Blogs, Kommentratorinnen und Kommentatoren, auch in den Social Media – ist das Wichtigste.Leserinnen und Leser ernst nehmen. Gesicht zeigen, was von sich selber preis geben. Und bitte nicht nach 2 Wochen aufgeben 😉 Besonders spannend fand ich bei diesem Beitrag die Diskussion im Anschluss mit den Vertreterinnen der Verlage, die im Raum waren:
Es wird keine Lobhudelei erwartet, mal ein zugesandtes Buch nicht besprechen zu können ist kein Beinbruch, Kommunikation mit den Verlagsleuten ist immer erwünscht und bei Twitter & Co helfen Verlagshastags, dass die Pressestellen und anderen im Verlag mitbekommen, wenn wir dort was posten.
*Ergänzung 29.8.2020: Da ich inzwiscen das Buch „Ich bin Linus“ von Linus Giese gelesen habe, habe ich mich entschieden, auch hier den Namen einzusetzen, unter dem er nun als der Mann, „der ich immer schon gewsen bin“ lebt.
Auf den letzten Slot habeich mich sehr gefreut – Rebecca Gablé war da und hat mit ihrem Lektor ein Gespräch über ihre Arbeit geführt. Planung eines Romans, Dauer des Schreibprozesses, wie die Figuren sie finden, welche Einzelheiten für die historische Genauigkeit relevant sind – einmal durch den Garten quasi. Das alles vor allem anhand ihres aktuellen Romans „Die fremde Königin“ – aber es gab immer auch Bezüge zu ihren anderen Büchern, auch zu meinem Alltime-Favoriten „Von Ratlosen und Löwenherzen„, den ich allen ans Herz lege, die sich für England im Mittelalter interesisieren. Sie ist tatsächlich so lebhaft und charmant, wie sie erzählt. Es war eine Freude.
Insgsamt war ein prall gefüllter Tag mit vielen Gesprächen, Kontakten und Austausch. Zum Come together und Abendbuffet war ich leider nicht mehr dabei – es muss aber sehr schön gewesen sein, wenn man den Äußerungen bei Twitter glauben soll.
Für mich besonders interessant sind die Einblick in die Verlagsarbeit – dieses Jahr zur Produktion, letztes Jahr zur Covergestaltung. Ich freu mich schon auf 2018.
Sina
12. Juni 2017 at 9:53Toller Beitrag!
Bei den ersten drei Vorträgen war ich bei anderen Angeboten und ich fand es vor allem super schade, dass ich den Handlettering Workshop verpasst habe. Ich hoffe, der hat dir (trotz deiner angeblich fehlenden Begabung) Spaß gemacht 😉
LG Sina
Heike Baller
12. Juni 2017 at 9:57Hat er -leider ist das Beweisphoto zu verwackelt, sonst hätte ich es eingestellt.
[BLOCKED BY STBV] Die LitBlog Convention 2017 – Was habe ich erlebt? – Sinas Geschichten
12. Juni 2017 at 10:22[…] Der Rückblick von Kölner Leselust *klick* […]
Maike
12. Juni 2017 at 11:11Das klingt wirklich sehr spannend, gerade auch die Details zur äußeren Gestaltung der Bücher (denn das ist ja ein Aspekt, den man, wenn man von der Textseite herkommt, meist eher am Rande wahrnimmt). Danke für den ausführlichen Bericht!
Silvia
12. Juni 2017 at 21:52Schöner Bericht von einem tollen Tag. Die Session zur Buchproduktion haben wir übrigens gemeinsam besucht.
Ich werde deinen Beitrag in meinem verlinken.
Viele Grüße
Silvia
Heike Baller
23. Juni 2017 at 16:05Liebe Silvia, vielen Dank! (Habe Deinene Kommentar gerade erst aus dem Spam-Ordner gefischt; den checke ich wohl zu selten 🙁 )
Verena
13. Juni 2017 at 17:29Mir hat die Veranstaltung insgesamt auch sehr gut gefallen! Anna Basener fand ich auch sehr toll! Ich habe ja das Hörbuch gehört und da kommt das Ruhrdeutsch extrem gut zur Geltung! Habe auch gerade meine Beiträge veröffentlicht und finde es total interessant, was andere so an dem Tag gemacht haben? Viele Grüße Verena
Heike Baller
13. Juni 2017 at 17:38Geht mir auch so – ich stöber die letzten Tage ständig auf Blogs rum 🙂