Ein schmales grünes Bändchen, das gut in die Jackentasche passt – so hat der Kiepenheuer & Witsch Verlag den Sprach- und Kulturführer für den Irak von 1943 herausgebracht. Das Büchlein enthält den Originaltext und die Übersetzung – gegenläufig angeordnet, so dass man zwei Titelseiten hat – und ist immer noch sehr handlich; dick war das Werklein also nie. Roger Willemsen, der das Nachwort für die deutsche Ausgabe verfasst hat, beklagt die Haltung, die der anonyme Autor gegenüber Land und Leuten an denTag legt. Es sei ein komplett instrumentalisierendes Buch: Die Regierung der USA wollte den jungen Staat und seine Einwohner auf seiner Seite wissen und deshalb werde ein oberflächliches Verständnis von Kultur und Sprache an die Soldaten weitergegeben.
Ja, das wird schon so stimmen. Und ja, der anonyme Autor – im Grunde ja eine Behörde – gibt nur Pauschalurteile über „die Iraker“ ab.
Ob der junge Soldat im jahr 2005 ebenfalla einen solchen „Reiseführer“ im Smartphone oder in seiner Tasche hatte?Andererseits finde ich es schon faszinierend, in einer Zeit, wo die USA und andere gegenüber Muslimen, dem Islam und den Ländern des Nahen Ostens vor allem die Unterschiede als negativen Umstand betonen und gerade die Religion der Region als potentiell gefährlich einstufen, ein Werklein zur Hand zu nehmen, in dem eben Respekt vor fremden Sitten gefordert wird. In dem der Islam als fremd, ja, aber eben als normale Glaubensäußerung der Gegend gekennzeichnet wird.
Es gibt einen kurzen historischen Abriss zum Irak als Staat, es gibt Erläuterungen religiöser und alltäglicher Sitten und Gebräuche, Tipps für die Konversation und zur Vermeidung von Affronts, die man als westlicher Soldat unbewusst auslösen kann. Und mögen die Iraker noch so pauschal dargestellt sein – ihr Recht auf ihr So-Sein, ihr Orientalisch-Sein, wird ihnen eben nicht abgesprochen.
Praktische Tipps gibt es auch: zu Kleidung und Hygiene, zu Währung und Sprache; ein sehr auf seine Nutzer – amerikanische Soldaten – abgestellter Reiseführer, ein Zeitdokument, das sich in unserer Zeit, mit dem in den Massenmedien verbreiteten Bild muslimischer Länder, erholsam von vielen anderen ebenso pauschalen Darstellungen absetzt.
Leitfaden für amerikanische Soldaten im Irak 1943/Guide for U.S. Forces serving in Iraq 1943, übersetzt von Dorothee Merkel, mit einem Nachwort von Roger Willemsen, Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln, 2015, ISBN: 9783462047882
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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