Inhalt des Beitrags
Als ich Mitte der 80er das erste Mal die Krimis von Amanda Cross um die Professorin Kate Fansler las, hatte ich schon Vergnügen daran. Doch heute steigert sich das noch – denn ich bin älter geworden und die Krimis sind neu herausgegeben.
Wer ist Kate Fansler und warum ist sie Hauptfigur von Krimis?
Als Professorin für viktorianische Literatur ist sie nun nicht gerade die idealtypische Ermittlerin. Aber genau ihre Fähigkeiten der Analyse helfen ihr, als sie 1964 zum ersten Mal die Bühne des Kriminalromans betritt – nicht zu vergessen, der gute Freund Reed Amhearst, seines Zeichens Bezirksstaatsanwalt in New York und der junge Verlobte ihrer Nichte, der sich was dazu verdienen will.
In „Die letzte Analyse“ geht es um die Ermordung einer Studentin von Kate Fansler. Sie hatte, auf deren Bitte hin, einen Psychoanalytiker empfohlen – ein guter Freund und ehemaliger Liebhaber -, auf dessen Praxiscouch die junge Frau sieben Woche später erstochen aufgefunden wird.
Natürlich kann, allen Verdächtigungen der Polizei zum Trotz, der Analytiker nicht der Mörder sein. Und Kate ist es auch nicht. Doch beide werden verdächtigt. Deshalb setzt sich Kate Fansler daran, mit der Lektüreerfahrung vieler Krimis und einem grundlegendenen Verständnis von Analyse von Enzelheiten im Kopf, den Fall zu lösen. Hilfe, wie oben schon erwähnt, spenden Reed Amhearst und der junge angehende Verwandte.

Der zweite Fall – „Der James-Joyce-Mord“ – spielt auf dem Land. Im Haus des Verlegers, der in den USA James Joyces Bücher verlegt hat, soll Kate Fansler nicht nur mit Hilfe eines Studenten den Nachlass sichten, sondern auch, mit Hilfe eines zweiten Studenten als so eine Art Hauslehrer, ihren Neffen betreuen.
Nun ist das Landleben keineswegs so idyllisch, wie man es aus dem fernen New York vermuten möchte – eines Morgens liegt die äußerst unangenehme Nachbarin erschossen herum. Wer geschossen hat, ist klar. Doch ist er auch der Mörder?
Was ist das Besondere an den Krimis rund um Kate Fansler?
Die Umgebung, im Sinne von: Die Menschen, mit denen sie es zu tun hat. Die Romane spielen im akademischen Milieu – das Gros der Leute, mit denen Kate Fansler spricht, ist hoch gebildet. Das macht sich in den Dialogen bemerkbar, die vor literarischen Anspielungen nur so strotzen. Das alles leicht und elegant hingeworfen – auch wenn ich wahrscheinlich nur einen Bruchteil der Zitate und Andeutungen verstanden habe, komme ich mir nicht völlig verblödet vor. Die Gefahr besteht ja bei einer solchen Kombination.
Kate und Reed, aber auch die anderen, formulieren spitz und können sich vor lauter Differenziertheit auch schon mal in einem Satz verlaufen – kommen aber in der Regel grammatikalisch unbeschadet wieder heraus.
Die Schilderungen von Amanda Cross sind präzise, manchmal bissig und insgesamt ist ihr Stil angenehm zu lesen.
(Das trifft nicht auf jede schriftstellernde Literaturwissenschaftlerin zu … – Amanda Cross ist das Pseudonym von Carolyn Gold Heilbrun, einer Literaturprofessorin in New York.)
Zeitliche Aspekte
Der erste Roman um Kate Fansler erschien 1964. Meine erste Bekanntschaft mit ihr machte ich, wie gesagt, Mitte der 80er. Amanda Cross schrieb zu dieser Zeit weitere Krims um Kate – fast bis zu ihrem Tod 2003. Deshalb habe ich die Bücher nie als aus der Zeit gefallen empfunden. Das liegt aber auch daran, dass zu dieser Zeit das Rauchen in Gesellschaft noch völlig üblich war – verrauchte Räume waren die Regel, nicht die Ausnahme.
Heutzutage habe ich gerade bei den ersten beiden Bänden, die neu im Dörlemann-Verlag erschienen sind, ein ganz starkes Gefühl von „historisch“. Dazu tragen auch die IBM-Maschinen bei, die im ersten Band erwähnt werden – Vorläufer der Computer, träge, mit bestimmten Karten zu füttern – schon fast antik.
Doch die Dialoge, die Gedanken rund ums menschliche Dasein, das Spiel mit Literatur, Anspielungen und der feiner Humor machen die Romane von Amanda Cross durchaus so zeitlos, wie ich sie bei der ersten Lektüre empfunden habe.
Amanda Cross: Die letzte Analyse, übersetzt von Monika Blaich und Klaus Kamberger, Dörlemann-Verlag, Zürich 2021, ISBN: 9783038200888
Amanda Cross: Der James-Joyce-Mord, übersetzt von Monika Blaich und Klaus Kamberger, Dörlemann-Verlag, Zürich 2021, ISBN: 9783038200963
In der Staddtbibliothek Köln befindet sich der erste Band.
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