Gedicht zum Tag – Ob einer Dame erlaubet … von Christiana Ziegler

Gedicht zum Tag – Ob einer Dame erlaubet … von Christiana Ziegler
 
 Ob Einer Dame erlaubet In Waffen sich zu üben 

 Wer will nicht nach Verdienst die Amazonin preisen?
 Die noch die heutge Welt muß heldenmüthig heissen?
 In Männer-Hertzen wohnt nicht Hertz und Muth allein,
 Das Frauenzimmer kan auch Heroinen seyn.

 Wie viele können uns davon ein Zeugniß stellen,
 Die mit behertzter Faust den Feind im Treffen fällen.
 Was dort Semiramis, was Fulvia, gethan,
 Das hört man Wunders-voll und mit Erstaunen an.

 Ismenens Tapferkeit, Zenobiens Beginnen,
 Besinget heute noch der Chor der Pierinnen,
 Und wie Lädusia den blancken Degen führt,
 Das hat schon mancher Kiel vor langer Zeit berührt.

 Und mein! wer wolte diß den Frauenvolck verwehren?
 Die Pallas, die zu uns nothwendig muß gehören,
 Dieweil sie weiblich ist, führt Lantze, Schild und Schwerd,
 Zum Zeichen, daß sie diß von andern auch begehrt.

 Bellona giebet durch ihr heldenmüthges Wesen,
 Als Krieges-Göttin, diß ohnstreitig auch zu lesen,
 Lucina schenckt uns nicht das Licht der Welt allein
 Daß wir der Liebe bloß die Hertzen solten weyhn.

 Die Damen so sich nur in Amors Waffen üben,
 Und süssen Zeitvertreib statt edler Arbeit lieben,
 Sind Gänse-Blumen gleich gemein und gantz veracht,
 Da man hingegen die zu Kayser-Cronen macht.

 Mars ist deswegen nicht ein Unhold zu benennen,
 Ob gleich sein Auge pflegt vor Wuth und Zorn zu brennen;
 Er kan deswegen doch, läst ihm sein Handwerck ruhn,
 Mit Frauenzimmer schön und unvergleichlich thun,

 So bald er seinen Helm und Küraß hingeschmissen,
 So weiß er in der That die Venus so zu küssen,
 Daß mancher Spaß-Galan, der doch die Kunst versteht,
 Sich überwunden sieht, von ihm beschämet geht.
Christiana Ziegler

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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