Birgit Ebbert ist eine vielseitige Frau, die sowohl in Sachen Bücherverbrennung als auch als Leseförderin hier schon mehrfach erwähnt wurde. Heute nun erscheint ihr Buch zu ihrem Thema: Bücherverbrennung. Es ist ein Krimi und ich lege ihn allen ans Herz, die mehr über die Zeit wissen wollen als „nur“ den Bericht von Erich Kästner (diesen in allen Ehren – er ist ein wichtiges Zeitzeugnis – bitte nicht missverstehen!).
Brandbücher spielt auf drei Ebenen: kurzen Postkartentexten, die direkte Eindrücke einer jungen Frau von 1933 wiedergeben, den personal geschilderten Erlebnisse eines jüdischen Jungen und der ebenfalls personal erzählten Geschichte von Karina, die die Postkarten entdeckt. Die Karten sind von ihrer Großtante geschrieben, deren Nachlass sie ordnen soll. Nun begibt sie sich auf Spurensuche – sie fragt bei der Lokalzeitung und beim Stadtarchiv nach und bekommt merkwürdige Antworten. Ihre Neugier ist geweckt und sie versucht, mehr herauszufinden. Das Internet,der evangelische Pfarrer sowie ein paar Zeitzeugen sind da sehr hilfreich. Andere Menschen sind auch interessiert – aber alles andere als hilfreich. Es gibt Drohungen, einen Brand und „verschwundene“ Akten. Trotzdem bekommt Karina die Geschichte – und ihre Verflechtungen bis ins 21. Jahrhundert – zusammen.
Birgit Ebbert verwendet authentisches Material, wie z. B. die Feuersprüche oder die Texte der Aufrufe „Wider den undeutschen Geist“ und lässt aus der Sicht des Medizinstudenten Samuel Weizmann die Bedrohung spürbar werden, die bereits in dieser frühen Zeit der Naziherrschaft das öffentliche Leben durchdrang.
Obwohl ich die Figuren manchmal ein bisschen schematisch finde, habe ich das Buch mit Gewinn gelesen. Für mich war am spannendsten, die Entwicklung von Karina zu verfolgen – als junge Frau ohne geschichtliches Interesse (sie ist Bauingenieurin) arbeitet sie sich gründlich in die Materie ein, nachdem ihr Interesse erst einmal geweckt ist; da ich selber mich so stark mit den Bücherverbrennungen befasst habe, ist mir diese Ausgangssituation unvertraut und deshalb spannend.
Birgit Ebbert: Brandbücher, Gmeiner Verlag Meßkirch, 2013, ISBN: 9783839214480
Birgit Ebbert
1. Juli 2013 at 10:13Vielen Dank, liebe Heike, ich erinnere mich übrigens wirklich gut daran, wie es war, als ich mich zum ersten Mal intensiver mit dem Thema Bücherverbrennung beschäftigt habe – ich war etwa zehn Jahre älter als meine Protagonistin, war aber sehr überrascht, welche nachhaltige Wirkung eine scheinbar „kleine“ Aktion im Vergleich zu dem, was später kam, zeigte. Liebe Grüße Birgit