Das Gedicht „Postulat“, das Hilde Domin im Oktober 1969 in „Zur Nacht“ vorgetragen hat, habe ich auch mal in einem Programm gehabt – es ist ein toller Text.
Die Szene – im Arbeitszimmer von Hilde Domin
Oder ist es im Wohnzimmer? Sie steht jedenfalls vor einem Tisch, aus der Kameraperspektive links neben ihr steht eine Schreibmaschine. Sie hat ein langes Stück Papier in der Hand, von dem sie den Text vorträgt. Ist es einen Meter sechzig lang?
Erst dachte ich, der Text sei handschriftlich, der Kameraschwenk zeigt aber gedruckte Buchstaben.
Ich habe Hilde Domin Anfang der 80er in einer Lesung erlebt. Da war sie schlohweiß. Hier ist ihr Haar noch meliert – so weit die Schwarz-weiß-Bilder diese Zuordnung erlauben. Ansonsten hat sie sich wenig verändert in den 12 oder 13 Jahren.
Ihre Stimme ist hell. Immer wieder schaut sie in die Kamera.

Aktualität von „Postulat“
Im Text – ich glaube, er ist inzwischen ganz gut bekannt – schreibt Hilde Domin dem Tier Mensch Eigenschaften zu, die damals wie heute not-wendig sind: Zivilcourage zum Beispiel oder Mit-Schmerz.
Gerade zu Kriegszeiten, wie sie Europa momentan erlebt eine unentbehrliche Fähigkeit.
Ein weiteres schreibt sie Menschen zu: die Fähigkeit, Gedichte zu schreiben.
Ganz am Ende dieses Interviews weist sie auf das Grundsätzliche von „Postulat“ hin.
Wer Hilde Domin mit diesem Gedicht hören möchte, hat hier die Möglichkeit dazu – es ist ein Gespräch mit Schüler*innen, in dessen Verlauf sie es vorträgt.
Der Beitrag gehört in meine kleine Reihe rund um Texte und Autor*innen, die in dieser Sendung „Zur Nacht“ des WDR zwischen 1967 und 1971 gelesen haben.
Hashtag bei Twitter #ZurNacht.
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