Schon im Buch zu „Zur Nacht“ steht der Verweis, der Text, den h. c. artmann am 30.5.1968 gelesen hat, sei bisher – also bis 1970 – unveröffentlicht. Und im Inhaltsverzeichnis seiner gesammelten Prosa von 2015 findet sich keine entsprechende Überschrift …
h. c. artmann (ich passe meine Rechtschreibung seiner Schreibweise seines Namens an) las diesen Text in einem Studio-Ambiente – allerdings „nett“ möbliert:
Sehr viel Leere, darin ein thronartiger Stuhl, auf dem der Autor sitzt, und daneben ein Beistelltischchen der hochbeinigen Art: drei verschnörkelte Füßchen, ein langer „Stengel“ und oben dann eine kleine runde Tischplatte.
Sonst – nichts.
Als Zuschauerin kann ich mich nach kurzem Check der Umgebung auf den Text konzentrieren.
Mein liebster Teilsatz steht ziemlich am Anfang – der Schluss des ersten Satzes und er lautet:
Ivan Kupets trägt manchmal eine mütze, die er einem seeekapitän abgewonnen hat, sie ist mit vogeldaunen gefüttert, sehr warm im winter, wie die sonne zum aufsetzen.
S. 84
Diese Sonne zum Aufsetzen wärmt schon beim Lesen. Erst recht beim Vorgelesenbekommen.
Es ist eine kunstvoll verwobene Geschichte um Zehen und Schatten und Vögel – wirklich zauberhaft. Und ein bisschen böse.
Wer sie lesen will, ist auf das Buch angewiesen, das 1969 erschien …
Der Beitrag gehört in meine kleine Reihe rund um Texte und Autor*innen, die in dieser Sendung des WDR zwischen 1967 und 1971 gelesen haben.
Bereits erschienen sind diese Beiträge:
Hashtag bei Twitter #ZurNacht.
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