Claude Simon in „Zur Nacht“, 17.4.1969

Claude Simon in „Zur Nacht“, 17.4.1969

Diese Sendung aus der Reihe „Zur Nacht“ mit dem französischsprachigen Autor Claude Simon weist zweierlei Besonderheiten auf:

Hier liest nicht nur einer, hier sind zwei versammelt und als Zuschauerin habe ich das Vergnügen, einen Text gleich zwei Mal zu hören: Erst auf Französisch und dann auch auf Deutsch.

Elmar Tophoven, der auch in dem Buch „Zur Nacht“ als Übersetzer des Textes von Claude Simon genannt wird, liest als zweiter die deutsche Fassung des Textes.

Und dann gibt es da was mit dem gelesenen Text. Doch der Reihe nach.

Die Szene

Beide Männer sitzen in einem dunklen Raum an einem Tisch. Nur der Tisch und die beiden Gestalten an ihm sind beleuchtet – alles andere liegt in Schwärze. Die Kamera fährt immer mal nahe ran an die Gesichter beim Lesen, mal von rechts, mal von links. Beide sind völlig aufs Lesen konzentriert, nehmen keinen Kontakt mit der Kamera und damit mit den Zuschauer*innen auf.

Claude Simon hat mehrmals bei „Zur Nacht“ gelesen, immer zusammen mit Elmar Tophoven, seinem Übersetzer. Immer in diesem Ambiente. Ich hab mir ein paar andere Ausschnitte angeschaut. Unter anderem wegen einer Sache:

Doch der Text …

Das Datum war der 17.4.1969, wie auch im Buch „Zur Nacht“ angegeben. Es war ein Ausschnitt aus „Die Straße in Flandern“, einem Roman von Claude Simon aus dem Jahr 1960, der 1961 auf Deutsch erschien.

Doch es war ein anderer Abschnitt als der, der im Buch vorkommt. Ich konnte die Person im Text wiedererkennen – Georges -, auch die Situation, aber, um im Bild der Straße zu bleiben: Es war ein anderer Straßenabschnitt als der abgedruckte.

Erst dachte ich noch: Okay, mein Französisch ist auch nicht mehr, was es mal war- spätestens bei der Lesung von Elmar Tophoven war aber klar: Ich hatte mich nicht verhört – es war eine andere Passage.

Auch spannend.

Leider kann ich niemanden mehr fragen, warum da was geändert wurde.

Dieser Beitrag gehört zu einer kleinen Reihe, die ich über Lesungen aus der Sendung „Zur Nacht“ aus dem WDR mache. Hashtag bei Twitter #ZurNacht.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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