Wibke Ladwig hat vor einiger Zeit ein Buch gefunden – und mich inspiriert, es mir auch zu besorgen: „Zur Nacht – Autoren im Westdeutschen Fernsehen“. Antiquarisch geht das.
Und dann hat mich eines interessiert: Wie sah das damals aus, in meiner vorschulischen Kindheit, diese Sendung zum Sendeschluss?
Zum Sendeschluss …! (Kann sich heute niemand mehr vorstellen.)
Klar, damals durfte ich nie so lange aufbleiben. Ob meine Eltern es gesehen haben? Ich kann sie nicht mehr fragen.
Ich weiß, dass wir später manchmal in die „Nachtgedanken“ von Hans-Joachim Kulenkampff geschaut haben. Ein ähnliches Konzept – nur las hier immer nur einer, das was er ausgewählt hatte.
Archivrecherche zu „Zur Nacht“
Obwohl der Ausschnitt, den Wibke Ladwig zitiert hat, auch musikalische Beispiele von „Zur Nacht“ nennt, habe ich mich auf die Literatur beschränkt. Ein formloser Antrag und ich durfte das WDR-Archiv besuchen. Es ist nicht öffentlich, kann aber bei berechtigtem Interesse genutzt werden.
Und dann bin ich abgetaucht – schwarz-weiße Filmbilder flimmerten über den modernen Bildschirm, so richtig mit Testbild vorne dran und dem Runterzählen „5 – 4 – 3 – 2 (mit Ton) – 1“ und los ging’s. Das alte Logo des WDR hat mich jedes Mal ein bisschen wehmütig gestimmt – Kindheit halt. Und dann find ich es einfach ansprechend gestaltet.
Manche begannen auch mit dem sparsam gehaltenen Vorspann, in dem Autorin und Titel genannt wurde – so in der Art: „h. c. artmann liest den unveröffentlichten text vogelschatten“.
Hier mein erstes „Boah!“ – wer „Zur Nacht“ schaute, war vorne mit dabei, was die Literatur betraf: Mehrere Personen, deren Texte ich aus dem Buch kannte, hatten sie hier erstmalig einer mehr oder weniger großen Öffentlichkeit vorgestellt.
Welche Bilder gab es zu bestaunen?
Ich werde zu verschiedenen Daten einzelne Sendungen etwas ausführlicher vorstellen. Nur so viel sei hier erwähnt: Die Szenen waren vielfältig:
- Arbeitszimmer
- Wohnzimmer
- Lesebühne
- Studio-Situation
Und die Leute, deren Namen ich entweder nur in Papierform kannte oder – wie Hilde Domin – erst gut 10 Jahre später erlebte, nun vorlesend zu sehen und zu hören, war schon beeindruckend.
Ich hätte Stunden damit zubringen können, diese kurzen Filme zu betrachten, den Stimmen zuzuhören. Ich musste eine Auswahl treffen und Sie werden davon lesen.
Auf Twitter werde ich den Hashtag #ZurNacht nutzen – es gibt schon einen Hashtag #zurNacht mit Segen zur Nacht, aber bei mir wird beides großgeschrieben 😉
Angaben zum Buch:
Pressestelle des Westdeutschen Rundfunks unter Ltg von Josef Rick (Hg.): Zur Nacht. Autoren im Westdeutschen Rundfunk, Köln, 1969 (laut DNB)
Ich habe es antiquarisch erworben. Und es hatte einen prominenten Vorbesitzer: Die Widmung lautet:
Für Georg Ramsegger, Weihnachten 1970, Hans-Geert Falkenberg
Letzterer war als Programmdirektor des WDR (Bleistiftnotiz neben der Widmung und Impressum des Buchs auf der letzten Seite) an der Entstehung des Buchs wohl beteilligt. Georg Ramseger – manchmal auch Ramsegger geschrieben – war seit den 50er Jahren Feuilleton-Chef bei der Welt. Nicht unumstritten, wie Pressezeugnisse zeigen, z. B. im Spiegel anlässlich seiner Entlassung, aber allgemein anerkannt in der Sache.
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