Die Schmuggler von Josep Pla

Die Schmuggler von Josep Pla

Letztes Jahr habe ich beim Wagenbach Verlag einen schmalen Band von Josep Pla gewonnen. „Die Schmuggler“ klingt ja erstmal nach einer Abenteuergeschichte. Doch letztlich läuft es auf eine Betrachtung hinaus. Der Ich-Erzähler schildert die Fahrt mit einem Segelboot, das einst ihm gehörte. Sinn und Zweck der Reise ist Schmuggel – aber dazu kommt es nicht.

Das Schiff mit Namen „Mestral“ gerät in einen solchen Mistral-Sturm. Josep Pla beschreibt detailliert die mit dem Sturm einhergehenden Naturerscheinungen. Er lässt mich als Leserin förmlich mit eintauchen in die Fahrt durch Wellentäler, über Untiefen hinweg. Überhaupt sind solchen präzisen Schilderungen ein wichtiger Teil des Textes. So nimmt Josep Pla mich auch mit in seiner Erinnerung an den Bau des Schiffs – so nah dran bin ich da noch nie gewesen ;-).

259 Josep Pla a la plaça del Repòs, Sant Miquel del Fai
Das Denkmal des populären katalanischen Autors in Sant Miquel del Fa. Enric, 259 Josep Pla a la plaça del Repòs, Sant Miquel del Fai, CC BY-SA 3.0
Die Frage nach dem Abenteuer wird angesichts dieser Beschreibungen hinfällig. In gewisser Weise ist es ein Abenteuer, das Josep Pla schildert – und dann eben auch wieder nicht. Ich hatte nach dem Titel etwas völlig anderes erwartet, kann aber nicht sagen, ich sei enttäuscht ;-).

Die Handlung spielt in Katalonien, in den frühen 40er Jahren; Schmuggel war damals etwas sehr Übliches. Eberhard Geisler, der Übersetzer, berichtet im Nachwort, dass Josep Pla selbst sich ebenfalls als Schmuggler versucht habe und gescheitert sei.

Josep Pla schrieb in katalanischer Sprache und hat so zu Erhalt und Weiterverbreitung seiner Muttersprache beigetragen.

Josep Pla: Die Schmuggler,übersetzt von Eberhard Geisler, Wagenbach Verlag, Berlin, 2014, ISBN: 9783803113047

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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