Mit einem Hilferuf beginnts von Cornelia Boese

Mit einem Hilferuf beginnts von Cornelia Boese

Cornelia Boeses für mich neue Reimereien stellen einen Mozart-Opernführer dar. Von A bis Z – von „Apollo und Hyazinth“ bis zur „Zauberflöte – ist alles dabei, was Wolfgang Amadé Mozart an musikalischen Bühnenwerken erschaffen hat.

Wie schon bei den Grimmschen Märchen aus ihrer Feder besticht sie mit sauberen Reimen, unverrenkten Sätzen und viel Humor.

Wie der Text, aus dem der Titel stammt, weiter geht? Bitte sehr:

Mit einem Hilferuf beginnts:
Tamino, ein verirrter Prinz,
ist auf der Flucht vor einer Schlange. 
S. 132

Wie schreibt Cornelia Boese?

Was mich fasziniert hat, ist der Umstand, dass sie es schafft, alle 14 Opern in demselben Versschema darzubieten. (Ich kann fast überhaupt nicht reimen …).

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Den Abschluss jeder Oper feiert Cornelia Boese mit drei reimenden Zeilen – das wäre dann:

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Als Beispiel für diese Versform nehme ich jetzt mal was aus einer der weniger bekannten Opern:

Zephir, Vertrauter der Geschwister,
plant Übles - eifersüchtig ist er,
will seinen Status nicht verlieren,
und als sie Diskuswurf tainieren,
lenkt er mit seiner Macht als Wind
Apolls Geschoss auf Hyazinth.
Der Jüngling wird am Kopf verletzt,
der Gott als schuld daran verpetzt.
Lakoniens König ist entsetzt.
S. 11

So haben Sie schon mal in nuce den Konflikt der Oper „Apoll und Hyazinth“, die Mozart mit elf Jahren schrieb.

Fünf verschiedene Hyazinthen, gemalt von  Thomas Warner, 1801
Fünf verschiedene Hyazinthen, gemalt von Thomas Warner, 1801

Und der Inhalt? – Des Buches, nicht der Opern.

Es geht um die Handlung der 14 Opern – und wer sollte die besser kennen, als eine Frau, die 15 Jahre lang als Souffleuse tätig war. Da kommen noch Kleinigkeiten zur Sprache, die mir als Opernhörerin oder -zuschauerin durchaus entgangen sind. Ich habe z. B. nie genau kapiert, wer denn in „Don Giovanni“ nun alles was gemacht hat, als Herr und Diener verwechselt werden und es Prügel setzt. Cornelia Boese dröselt das gekonnt auf.

So habe ich neben dem Inhalt auch noch mal andere Aspekte in den einzelnen Geschichten zu sehen bekommen.

Neben dem Operninhalt gibt es aber auch über die Entstehung der jeweiligen Oper was zu lesen. Mit derselben Versform nennt Cornelia Boese zu Beginn jeder Oper das Jahr der Entstehung, Auftraggeber, Honorar, Librettist oder Aufführungshistorie:

Der arme Mozart hatte Schulden.
Die Aussicht auf zweihundert Gulden,
ein Opernauftrag, freute ihn,
und siebzehnneunzig kam in Wien
die - was Moral betrifft - recht kühne
"Così fan tutte" auf die Bühne.
Doch der Erfolg war nicht sehr groß,
zehn Aufführungen gab es bloß.
Bald war er wieder mittellos.
S. 112

Der Band ist auch noch sehr nett illustriert. Am Ende des Buches erfährt man, wie sich Autorin und Illustratorin kennengelernt haben.

Am Anfang stehen alle Personen als Tableau, mit Namen und Stimme (es gibt Ausnahmen) und die kleinen Zeichnungen bieten auch ein paar Schmankerl, z. B. den Bocksbeutel – eine Reminiszenz an die Heimat der Autorin, Würzburg, wo der Wein in diesen bauchigen Flaschen kredenzt wird.

Cornelie Boese: Mit einem Hilferuf beginnt’s. Mozart-Opernführer, mit Zeichnungen von Victoria Bomann-Larsen, Buchverlag Peter Hellmund, Würzburg, 2013, ISBN: 9783939103431

Der Verlag existiert nicht mehr. Restexemplare bei der Autorin – Sie finden sie als boesesouffleuse … (Dieser Link ist als Werbung zu kennzeichnen, da Sie auf eine Seite kommen könne, mit der Geld verdient werden soll. Das tu ich hiermit.)

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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