Passend zum Jubiläum der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen (KHM) im letzten Winter hat Karen Duve ihre kleine Sammlung eigener Bearbeitungen vorgelegt. Und das sind garantiert keine Kindermärchen.
Mit sehr viel Sinn für die Abgründe im menschlichen Gemüt geht Karen Duve Fragen nach, die Erwachsenen bei „unvoreingenommener“ Lektüre der Märchen schon mal kommen können:
- Was empfinden die Zwerge, wenn Tag für Tag ein wunderschönes Mädchen bei ihnen rumwirtschaftet?
- Was passiert mit einem Prinzen, der 100 Jahre auf seine Prinzessin warten muss?
- Was denken sich Feen eigentlich bei ihren Geschenken?
- Können Wölfe, die sprechen, eigentlich „normale“ Wölfe sein?
Bissig, gruselig und streckenweise heiter kombiniert Karen Duve die Originale mit Errungenschaften (oder deren Fehlen, wie das der Müllabfuhr in ihrer Rotkäppchen-Parodie), mischt noch ein bisschen Grusel und Splatterelemente hinein und macht daraus Geschichten für nicht jeden Geschmack. Zartbesaitete Menschen sollten sich wirklich fernhalten! Die anderen können Spaß haben mit der Ausfaltung von Möglichkeiten, die der Märchentext zulässt, aber nicht unbedingt nahelegt. Familienkonstellationen geben wirklich Raum in alle Richtungen …
Vier der fünf Geschcihten sind in den Jahren 2005 bis 2010 schon einmal erschienen – in Zeitungen und Zeitschriften. Für diese Sammlung wurden sie bearbeitet. Einzig der Rotkäppchen-Text ist ganz neu – und auch schön lang. (Und fern jeder Idylle!).
Karen Duve: Grrrimm, Galiani, Berlin, 2012, ISBN: 978-3-86971-064-8
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