Französische Haiku – mein Reisemitbringsel

Französische Haiku – mein Reisemitbringsel

Erst sah es so aus, als würden Sie bei meinem Urlaub dieses Jahr leer ausgehen, denn ich sah keine hübschen Bücherboxen oder besonderen Bibliotheken – bis ich in der Zitadelle von Blaye französische Haiku fand!

Blick auf einen grasbewachsenen Platz zwischen starken Mauern, die links höher aufragen als rechts. Im Hintergrund eine Wasserfläche.
Die Festungsmauern nach dem ersten Tor – die Zitadelle von Blaye. Foto: H. Baller

Eine Draußen-Ausstellung

Nach dem zweiten Tor fallen metallene „Aufsteller auf“, mit Bildern drauf. Da denkt die erfahrene Zitadellenbesucherin gleich „Aha, Erläuterungen zu Gebäuden und so weiter!“. Irrtum – es sind Teile eienr Ausstellung und die nennt sich „Bla Bla Bla … ye“.

Bild mit einem großen Metallaufsteller im Vordergrund, auf dem "BlaBla Blaye" vorgestllt wird. im hintergrund sieht man einen zweiten der Aufsteller, der erkennbar ein Bild als zentrales Motiv trägt.
Noch bis Februar 2024 stehen die Haiku und Bilder in der Zitadelle. Foto: H. Baller

Es ist eine dreiteilige Ausstellung:

  • Jacques Sandillon hat die Fotos von eher unebkannten Orten gemacht und mit graphischen Mitteln verfremdet
  • Jean de la Lune (Jean-Louis Tuffery) hat dazu (französische) Haiku geschrieben
  • Fabien Peureux hat Luftaufnahmen dazu gemacht

Nicht alle Orte befinden sich in der Zitadelle – Blaye und seine Umgebung sind Thema.

Bilder und Haiku – ein paar Beispiele

Beim ersten geht um ein Urinal …

Metallrahmen, -aufsteller mit grafisch bearbeitetem Photo eines hsitorischen Urinals - ssieht ein bisschen wie ein sehr kleine Schilderhaus aus. Darunter ist eine Textzeile zu erkennen
Das Urinal steht vor dem Palais de Justice. Der QR-Code gibt den Link zum Video. Foto: H. Baller

Dieser Ort liegt in Blaye – und das Video macht einen kleinen Rundflug über die Stadt, bis das Objekt auftaucht.

Und das Haiku?

Wie Sie erkennen können, handelt es sich um eine Zeile – die ist aber unterteilt:

L’urinoir

Dans cet urinoir – Au nom de la République – L’Empereur pissat

Jean de la Lune (Jean-Louis Tuffery)

Jean de la Lune (Jean-Louis Tuffery) nimmt diese Form für alle 12 Haiku dieser Ausstellung: Es sind 17 Silben, aufgeteilt in 5 – 7- 5. Nur eben nicht wie bei uns üblich in zentriert aufgestllter dreizeikliger Form, sondern mit Bindestrichen unterteilt in einer Zeile. Alles eine Gewohnheitssache.

Und nein, er hat nicht nur pinkelnde Kaiser im Repertoire. Eines der schönsten Bilder und Haiku ist das hier:

Ein Bild von Segelschiffen im Hafen, grafisch verfremdetes Foto mit blauen Elementen auf den Rümpfen der Boote. DArunter eine Textzeile

Das franzöische Haiku zu diesem Bild lautet:

Port de Plassac

Quel miroir d’eau – Est le vrai, celui du bas – Ou celui du haut

Jean de la Lune (Jean-Louis Tuffery)

Im Bild von Jacques Sandillon ist dieses Spiegeln im Wasser, bei dem unklar sein kann, was nun Realität und was Spiegelbild ist, sehr schön zu erkennen.

Sollten Sie in Herbst oder Winter in der Nähe von Bordeaux unterwegs sein, lege ich Ihnen die Zitadelle in Blaye als Ausflug ans Herz. Sie ist sehenswert – auch ohne Haiku 😉 – und das kostenlos, denn auf dem großen Gelände leben Menschen, es gibt Einkehrmöglichkeiten und kleine Kunsthandwerker- und andere Läden. Wobei – da war jetzt im September nicht mehr so ganz viel offen … Kann aber auch an dem starken, von stürmischem Wind begleiteten Regen gelegen haben, der uns zeitweise unter Dach und Fach zwang.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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