Lacroix und die Toten vom Pont Neuf von Alex Lépic

Lacroix und die Toten vom Pont Neuf von Alex Lépic

Ob Alex Lépic wohl genauso gern schmaust wie seine Hauptfigur? Es ist anzunehmen … Wenn man mich fragen würde, was mir von diesem Krimi am meisten in Erinenrung geblieben ist, dann gehört die Begeisterung von Commissaire Lacroix für gutes Essen dazu.

Was erzählt Alex Lépic?

Einen klassischen Krimi: Ein Komissar und seine Leute werden an einen Mordschauplatz gerufen, fangen an zu ermitteln; es geschieht ein zweiter Mord – es gibt erste Tipps und Fährten und dann geschieht noch ein Mord. Spuren führen in die Irre und am Ende steht eine einigermaßen überraschende Auflösung.

  • Das Personal:
    Commissaire Lacroix himself – nicht mehr jung mit ein paar Marotten: Gutes Essen ist ihm wichtig. Er verabscheut technische Geräte neuerer Art, als da wären Computer, Smartphone und Ähnliches. Wer ihn erreichen will, muss wissen, wann er in der Regel wo in der Stadt sein wird und hinterlässt dort eine Nachricht. Außerdem trägt er Mantel und Hut und raucht Pfeife. Sein Spitzname: Maigret …
  • Auf der Arbeit stehen ihm Jade Rio und Adolphu Paganlli zur Seite – beide in gewisser Hinsicht auch Außenseiter: ein Korse, der in der Unterwelt genauso gut zurechtkommt wie im Polizeidienst und eine Frau aus dem Überseegebieten, die mit ihrem dort geübten Fahrstil Commissaire Lacroix graue Haare beschert.
  • Yvonne, die Wirtin seines Liebllingslokals kennt alle und alles – eine Informationsquelle erster Güte.
  • Alain, der alte Gemüsehändler hat immer eine Parallelgeschichte aus der Historie Paris‘ zur Hand. Durchaus immer ein Nachschauen wert.
  • Der Bruder des Commissaires, Pierrre-Richard, der als Priester in Paris ebenfalls Gott und die Welt kennt – eine verlässliche Quelle. Der Vorteil: Er ist auch für die fraglichen Zeug:innen verlässlich – so bekommt Lacroix mehr Informationen als er als Nur-Polizist von den Leuten bekommen hätte.
  • Dominique, seine Frau, Bürgermeisterin im siebenten Arrondissement und genauso viel auf Achse wie er selbst.
Der Pont Neuf, Schauplatz des ersten Krimis von Alex Lépic
Pont Neuf – die älteste Brück von Paris. anonym (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DSC00679_Ile_de_la_Cite.JPG), „DSC00679 Ile de la Cite“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Die Handlung selber?

Eigentlich eine klassische Handlung mit erst einer Leiche und keinen Hinweisen, dann einer zweiten Leiche mit mehr Hinweisen, ein paar Fährten, den Tipp zu einer Parallel-Geschichte aus den 80ern – und so weiter. Viele Fährten sind spannend. Doch die meisten führen in die Irre. Die Auflösung am Ende ist durchaus überraschend. Ein relativ geruhsamer Häkelkrimi – meine Lieblingsgattung in dem Bereich, wie Sie wissen 😉

Was hat mir gefallen?

Die Gänge durch Paris – wie Alex Lépic die Einkäufe und Mahlzeiten Lacroix‘ beschreibt; das ist ein Paris, wie man es als Touristin erträumt und doch nie zu fassen bekommt. Selbst wenn ich dieselben Lokalitäten aufsuchte.

Es ist ein sehr Lacroix-zentrierter Krimi – ich schaue mit seinen Augen und Erfahrungen auf das Geschehen. Er ist derjenige, dem sich Jade Rio anvertraut mit privaten Fragen. Und er bringt am Ende die Lösung zustande – „einfach“, indem er alles, was er gesehen und gehört hat, die Fotos auf der Glaswand und seine Notizen und Skizzen durch intensives Nachdenken in die richtige Ordnung bringt. Dieses Versinken in Gedanken schildert Alex Lépic immer wieder, ein weiteres Merkmal dieses Commissaires.

Im Grunde also ein „klassischer“ Krimi in Stil der großem Alten. Wahrscheinlich mag ich ihn deshalb auch so gern – meine Primärsozialistaion mit Krimis ist Dorothy L. Sayers … Das Drumherum um die Figuren hat mich immer mehr interessiert als die bloße Aufklärung eines Verbrechens. Sonst hätte ich meine Sayers-Bücher nicht bis zum Auseinanderfallen immer wieder lesen können. Alex Lépic zeichnet ebenfalls ein Bild der Zeit, in der seine Hauptfigur agiert. Ob seine Krimis so lange währen werden, wie die von Sayers und Christie, bleibt abzuwarten.

Mit „Lacroix und die Toten vom Pont Neuf“ startet eine neue Krimireihe – der zweite Band ist schon erschienden, der dritte kommt im Herbst; passenderweise mit Bezug auf die Weihnachtszeit 😉

Im Kurzportrait des Autors steht, dass er zwar in Paris geboren sei, aber in Deutschland aufgewachsen – wahrscheinlich kennt er deshalb die Vorlieben solcher Leser:innen, wie ich eine bin, so gut 😉

Alex Lépic: Lacroix und die Toten vom Pont Neuf, Kampa Verlag, Zürich, 2019. ISBN: 9783311125006, E-Book: 978331100838

Die Stadtbibliothek besitzt das Buch und das E-Book.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.