Der Klappentext gibt ein Thema vor, das sich beim Lesen nicht sofort erschließt: Da trauert jemand um seine Frau, die im Meer ertrunken ist. Sagt der Klappentext. Andreas Neeser beginnt mit einem Mann, einsam auf einer Klippe, der Steine stapelt, der sagt, dass die Zeit dafür bald vorbei ist. Was ihn zum Steinestapeln bringt, auch zu seinen Predigten in die Luft hinein, in sich selbst hinein, das ist erst einmal nicht das Thema.
Die Vorgabe des Klappentextes hat mich ein bisschen abgelenkt von dem, was da tatsächlich passiert: Die Erinnerungen, die Schilderungen von Meer und Landschaft und Menschen. Die sind teilweise einfach nur berückend.
Immer wieder wechselt die Zeit – die Gedanken des trauernden Mannes in der Gegenwart, seine Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Véro, seine Erinnerungen an die Erlebnisse mit seinem Freund Max, der eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt. Langsam nähert sich der Text dem „Höhepunkt“ – der Stunde am Meer, die alles verändert. Eindringlich sind die Bilder – samt „Filmriss“ -, mit denen das Davongekommensein geäußert wird.
Seine Auseinandersetzung mit dem Tod von Véro ist anders, als seine Freunde und Bekannten das für ihn wünschen – einsam auf einer Klippe, Fotos zerreißend, laut „predigend“. Der Fischer Jean Le Bars bringt es auf einen Punkt (es gibt mehrere …):
Dein Problem ist der Konjunktiv. Der Konjunktiv ist immer eine Ausrede. (Zwischen zwei Wassern, S. 102)
Das muss der Mann lernen: Das Leben geht nicht in eine neue Runde. Alles was geschieht, ist geschehen. Kein Konjunktiv. Das ist das, was ich mitnehmen kann neben vielen eindrücklichen Schilderungen vom Meer.
Andreas Neeser: Zwischen zwei Wassern, Haymon Verlag, Innsbruck, 2014, ISBN: 9783709971321
Diese Rezension gehört in die Reihe 12 Monate, 12 Bücher, eine Blogparade von Eva Maria Nielsen.
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