What Kitty did next von Carrie Kablean

What Kitty did next von Carrie Kablean

Auch Carrie Kablean nimmt sich einer der Schwestern aus „Pride and Prejudice“ an – der zweitjüngsten, Catherine, genannt Kitty. Und hat offensichtlich eine Menge anderer Bücher dieser Art gelesen. Ziemlich sicher bin ich mir da bei „Death comes to Pemberley„.

Was erzählt Carrie Kablean?

Kitty sitzt nun mit Mutter und Vater und Mary allein in Longborne und mopst sich. Mary ist ja immer beschäftigt – lesen und musizieren. Die Mutter regt sich immer wieder über dieselben Sachen auf. Der Vater hockt in der Bibliothek. Sie beginnt einen Brief an Lydia, doch schließt sie ihn wieder weg – was sie da geschrieben hat, geht gar nicht … Viel zu kritisch und nachdenklich; Lydia bekommt einen neutralen kurzen Brief, der den Anstandsregeln entspricht. Carrie Kablean lässt mich an den Gedanken Kittys teilnehmen, wenn sie über einzelne Passagen ihres Briefes nachsinnt. Aus Neugier nimmt sie sich aus Vaters Bibliothek ein Buch von Ann Radcliffe – Jane hatte darüber gesprochen. Ein Band daneben fällt tösend zu Boden. Erschrocken schnappt sich Kitty beide Bändde und macht sich davon.

Bei einem Abendessen in Netherfield kommt sie mit einem älteren Gentleman ins Gespräch, der sich erkundigt, was sie denn so läse. Es entwickelt sich ein Gespräch über Ann Radcliffes neuesten Roman. Und auf weitere Fragen sagt sie, sie habe mit den Essays von Miss Wollstonecraft begonnen – was ihr großes Kompliment einbringt, denn die Thesen von Mary Wollsstonecraft sind nun nicht gerade gesellschaftsgängig. Nun liest Kitty das Buch tatsächlich. Und sie stellt fest, dass Lesen ihren Horizont erweitert und Freude macht.

 Illustration aus "Pride and Prejudice" Zeichnung zeigt Mrs. Bennet mit Lydia und Kitty
Diese historische Illustration aus „Pride and Prejudice“ zeigt die vertraute Situation: Lydia und Kitty sind nur im Zweierpack zu haben. Das ändert sich mit Lydias Flucht und Hochzweit – und noch stärker im Buch von Carrie Kablean

Mit dieser ausführlichen Schilderung des Buchanfangs möchte ich zeigen, wie Carre Kablean die Entwicklung Kittys motiviert und ausführt. Schritt für Schritt lernt Kitty dazu. Jane und Bingley nehmen sie mit nach London. Hier bekommt sie Musikunterricht von dem Lehrer, der auch Geogiana Darcy unterrichtet hat. Sie entwickelt Geschmack und Kenntnisse, die sie von der früheren Kitty unterscheiden, die von ihrem Vater als eines der albernsten Mädchen Englands bezeichnet wurde.

Kitty freundet sich mit Georgiana an, besucht Pemperley und ist sehr froh, in dieser Umgebung heimisch zu werden. Auch Elizabeth schätzt die jüngere Schwester auf einmal mehr als früher.

Hinzu kommen interessante Bekanntschaften – der ältere Gentleman hat sehr charmante Neffen und eine interessante Nichte; zwischen den jungen Leuten brizzelt es, mal mehr, mal weniger heftig.

Doch dann kommt ein Abend in Pemberley und Kitty sieht sich aus dem Paradies vertrieben; sie muss zurück nach Longborne.

Dort wird sie eine große Hilfe, denn ihre Mutter ist erkrankt und Kitty schmeißt den Haushalt. Abends sitzen sie und der Vater meist allein bei Tisch – beide mit einem Buch bewaffnet.

Es wird noch mal richtig dramatisch – aber mehr verrate ich jetzt nicht.

Ach so, doch – als Kitty ins elterliche Haus zurückkehrt, ist sie die einzige unverheiratete Tochter: Mary hat das Elternhaus als Ehefrau verlassen.

Wie erzählt Carrie Kablean?

Wirklich richtig nett. Vielleicht gibt sie ein paar mehr Erklärungen ab, als Jane Austen selbst es getan hätte – aber das fällt nicht unangenehm auf. Leider kann ich meine Lieblingsstelle nicht zitieren, weil dann das, was Kitty als Nächstes tat, enthüllt würde – ich hatte jedenfalls an einem Satz auf Seite 322 richtig Spaß und habe laut gelacht.

Ich finde den Stil dem Sujet angemessen, habe auch den Eindruck, dass Carrie Kablean sich an manchen Stellen um zeitgenössisches Vokabular bemüht; allerdings bin ich des Englischen nicht so sicher, dass ich absehen kann, ob „sharper“ oder „gamester“ (laut Merriam-Webster im 16. Jahrhundert erstmals nachgewiesen) aktueller oder historischer Sprachgebrauch sind. (Ja, so Leute kommen da vor!)

Ich habe das Buch von Anfang bis Ende genossen. Vielen Dank an Nina Bodenlosz für den Tipp!

Carrie Kablean: What Kitty did next, RedDoor, 2018, ISBN: 9781910453612

Für diese Rezension nehme ich meinen Hashtag #belovedJane wieder auf 🙂

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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