Einen breiten Bogen von Puschkin bis hin zu russischen Gegenwartsautoren spannt die emeritierte Münchner Slawistik-Professorin Johanna Renate Döring in ihrem Buch mit dem Untertitel: „Zwanzig russiche Autoren im Porträt“
Bei den insgesamt 20 Biographien legt sie besonderes Augenmerk auf den Einfluss biographischer, sozialer und auch zeitgeschichtlicher Faktoren auf das jeweilige Leben und Werk. Dabei folgt sie im Grunde einer Frage des russischen Autors Andrej Bitow, der formulierte:
Warum fragen Sie ständig nach meinem Schreiben, nicht nach meinem Leben?
So schafft sie die Balance, einerseits das jeweilige Œuvre auf wenigen Seiten sehr pointiert zu charakterisieren und andererseits immer wieder und erstaunlich detailliert für die Entstehung der Werke soziale und biographische Details einzuflechten, die für die Entstehung der Werke sehr interessant sind. Außerdem versucht sie, Wechselwirkungen zwischen den Autoren darzustellen.
Eine Radierung, die Alexander Puschkin zeigt – sie stammt aus der Mitte des 19. JahrhundertsNeben Puschkin und Sorokin, den beiden Endpunkten – Puschkin gerade noch mit einer Zehenspitze im 18., Sorokin dagegen schon im 21. Jahrhundert beheimatet – werden Tolstoi und Dostojewski, Gorki und Pasternak und als einzige Frauen Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa und Ljudmila Petruschewskaja vorgestellt. Die Kapitel sind mit Hauptüberschrift – dem Namen – und einer Unterzeile versehen; diese Unterzeile gibt einen Hinweis auf den Schwerpunkt des jeweiligen Porträts: „Marina Zwetajewa: Versdramatikerin und Mythomanin“, „Michail Lermontow: Offizier, Dichter, Maler“ oder „Fjodor Tjuschew: Politiker, Poet, Publizist“.
Das Buch ist in Sprache und Stil nicht unbedingt eine Einsteigerlektüre. Grundzüge der russischen Geschichte zu kennen, ist auf jeden Fall hilfreich. Eine historische Zeittafel am Ende des Buches erleichtert dabei die zeitgeschichtliche Einordnung.
Dem Leser bietet es aber auf jeden Fall teils überraschende und immer wieder hochinteressante Einblicke in das künstlerische Schaffen der Autoren, Einblicke, die man in vergleichbaren Biographien eher selten findet. Außerdem bietet das Buch diesen Einblick für zwanzig Autoren und Autorinnen und das auch mit Bezugslinien zwischen den einzelnen Personen.
Die Lektüre dieses Werkes macht Lust, sich intensiver mit einzelnen der dargestellen Menschen zu beschäftigen.
Johanna Renate Döring: Von Puschkin bis Sorokin. Zwanzig russische Auoren im Porträt, Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar, 2013, ISBN: 9783412221386
Was ist das denn für ein Buch? Was passiert denn da? Mein erster Eindruck des neuen Romans von Johanna Sinisalo war Irritation. Doch dann hat mich die Geschichte von Vanna/Vera in den Bann gezogen. Sie…
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Das behaupte ich jetzt mal so. Und vielleicht ist es Ihnen auch schon aufgefallen, dass es bei 80% meiner Rezensionen ein "Mehr" gibt, in der Regel Links zu Wikipdia-Artikeln Autorinnen-Seiten Verlagsseiten weiteren Informationen zu im…
Lust aufs Lesen machen ja nicht nur die vielen tollen Romane, Lyrikbände und Jugendbücher, sondern auch manche Sachbücher. Zu solchen habe ich bei Profi-Wissen auch schon einige Rezensionen veröffentlicht. Die will ich Ihnen nicht vorenthalten…
So, in diesem meinem neuen Blog erscheinen nun meine Rezensionen. Da es aber schließlich nicht meine ersten Buchbesprechungen sind, bekommen Sie jetzt eine völlig unsortierte Liste der Besprechungen, die vom letzten Jahr bis ins Frühjahr…
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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