Inhalt des Beitrags
Ich bin bei Krimis in Häkelstimmung – dieses Mal zeig ich Ihnen was von der kanadischen Autorin Louise Penny.
Es ist nicht der erste Band rund um Armand Gamche – es ist der zweite.
Was für ein Fall ist es diesmal?
Ein Frau stirbt an einem Stromschlag während des lokalen Curling-Spiels in Three Pines. Dazu musste sie einen unter Strom stehenden Metallstuhl anfassen, in einer Pfütze stehen, trotz der Kälte nackte Hände haben und Metall an den Schuhen.
Ganz schön komplizierte Voraussetzungen.
Armand Gamache, sein Team und die ihm schon bekannten freundlichen Menschen in Three Pines lösen den Fall – klar.
Louise Penny startet den Fall mit einem bemerkenswerten Satz:
Wenn CC de Poitiers gewusst hätte, dass sie ermordet werden würde, hätte sie ihrem Ehemann Richard möglicherweise ein Weihnachtsgeschenk gekauft.
S. 3
Sprich, wir lernen zuerst das Opfer kennen. Und wir wissen, dass es das Opfer ist. Und ehrlich gesagt – bedauern kann ich sie nicht (jetzt so im Krimi – im realen Leben wünscht man so jemandem einfach nur, so richtig gründlich auf die – Entschuldigung – Fresse zu fallen). So ein unsympathisches Biest. Und alle, die mit ihr zu tun haben, sehen das genau so.
Mit anderen Worten: Menschen mit Motiv gibt es reichlich.
Aber diese Umstände …
Nun, ich will Ihnen nicht die Spannung an dem Krimiplot rauben – für mich war die Lösung nicht ganz überraschend. Trotzdem hat mich die Geschichte in den Bann gezogen.
Wo hat Louise Penny alles „geklaut“?
Das war mein größtes Problem mit dem Buch: Es gab so viele Assoziationen zu anderen Reihen, bzw. Autorinnen. In meiner Krimi-Sozialisation v. a. Dorothy L. Sayers (surprise, surprise) und Agatha Christie.
Three Pines ist ein idyllischess Fleckchen Erde, fast unbekannt, auf keiner Karte. Alle kennen einander – wie in Christies St. Mary Mead. Alle Hauptfiguren im Dorf schätzen einandenr und helfen einander – das ist nicht so ganz Christie …
Es ist ein kanadisches, also nordamerikanisches Dorf – mit einigen Institutionen und Gebräuchen (Thanskgiving (im ersten Band) und die gesellige Art, Weihnachten zu feiern) erinnert es an das Crozet von Rita Mae und Sneaky Pie Brown.
Dazu gehört auch die Diversität – im Gegensatz zu den Browns gibt es hier von Anfang an ein homosexuelles Paar. In Crozet entwickelt sich das erst im Laufe der Zeit, trotz der Biographie von Rita Mae Brown.
Armand Gamache ist ein äußerst belesener Mann. Er und seine Frau Reine-Marie (welch Name!) führen eine glückliche Ehe, behandeln sich gegenseitig auf Augenhöhe und lieben Zitate. So viele Zitate, dass mir Lord Peter Wimsey einfällt, der aristokratische Schnüffler von Dorothy L. Sayers. Er und seine Frau Harriert führen auch die ganze Zeit Zitate spazieren.
Was passiert neben dem Kriminalfall noch so?
Es ist eine Reihe, in der bereits einige Bände erschienen sind. Ich kenne nur den zweiten vollständig und vom ersten ein bisschen was. Aber es ist schon klar, dass die Personen rund um Gamache – im Team und in Three Pines – noch mehr Geschichten zu bieten haben werden.
- Die Ehe zwischen Clara und Peter hat so ein paar Ecken und Kanten.
- Teammitglied Yvette Nichol hat einen beunruhigenden Hintergrund.
- Jean Guy Beauvoir ist ebenfalls noch in der Entwicklung. Außerdem ist er derjenige, der mit den Unterschieden zwischen Anglo- und Frankokanadiern hadert.
Für die Geschehnisse rund um die Krimihandlung ist also genug Stoff vorhanden – die Entwicklung der Figuren bietet noch jede Menge Potential, das im Laufe der Bände entfaltet werden kann.
Ach ja, gutes Essen gehört ebenfalls zu den wichtigen Bestandteilen des Lebens im Dorf – v. a. gemeinsames Essen.
Auch wenn ich einiges zu monieren habe – als Einfach-so-zwischendurch-Krimi hab ich das Buch gemocht.
Louise Penny: Tief eingeschneit, übersetzt von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck, Kampa Verlag, Zürich, 2019, ISBN: 9783311120087
Die Stadtbibliothek Köln bietet den Titel als E-Book an. Außerdem sind weitere Titel der Reihe als Print- und/oder E-Book verfügbar.
Maike Claußnitzer
4. Juni 2020 at 9:47Klingt gut! Das freut mich besonders, weil das Buch bei mir auch noch im Regal steht und darauf wartet, gelesen zu werden. Ich bin mittendrin in die Reihe eingestiegen (mit „Hinter den drei Kiefern“), war davon und von dem netten Figurenensemble aber gleich recht angetan.
Heike Baller
4. Juni 2020 at 10:08Liebe Maike,
ich bin durch das Herbst-Programm des Verlags, das mich gleich in doppelter Ausfertigung erreichte, auf die beiden Reihen (Lépic mit seinem Simenon-ähnlichen Commissaire Lacroix gehört auch dazu, s. Rezi vom 20.5.) aufmerksam geworden. Da bei beiden schon einige Bände erschienen sind, hab ich mich dann per Bibliothek auf die Anfänge gestürzt – bei Frau Penny hab ich den ersten Band auf Englisch angefangen. Beide Reihen waren mir sehr angenehm. Im ersten Band von der Three-Pines-Reihe fällt das Wort von den „cosy-village-mysteries“ oder so – das trifft’s, auch wenn Lacroix in Paris unterwegs ist.