Verdun – der Name, der in der deutschen und französischen Überlieferung das Grauen des ersten Weltkriegs ausdrückt. Es war die längste Schlacht überhaupt – nicht nur im ersten Weltkrieg. Fritz von Unruh hat seinen Roman „Opfergang“ hier angesiedelt – mit einem Schluss, der die Sinnlosigkeit dieses Kampfes erlebbar macht. Olaf Jessen hat nun ein detailliertes Buch über diese Schlacht vorgelegt, der „Urschlacht des Jahrhunderts“, wie sie im Untertitel heißt.
Schon das „Verzeichnis der Hauptpersonen“ am Anfang weist darauf hin, dass Olaf Jessen sich nicht auf die deutsche Sicht der Dinge konzentrieren will, denn da finden sich Militärs beider Seiten und auch einige britische Namen sind vertreten.
Olaf Jessen erzählt, meist im Präsenz – so nimmt er die Leser mit hinein ins Geschehen. Und das eben sowohl mit dem Blick deutscher als auch französischer Verantwortlicher. Jeder Abschnitt begint mit Datum und Ortsangabe, teils sogar mit der Uhrzeit. Die Diskussionen der Befehlshaber werden nachempfunden – so kann ich mitbekommen, was geplant war und was sich daraus entwickelte. Als Leserin komme ich sehr nah an das Geschehen heran – das ist nicht immer leicht zu verkraften.
Spannend ist auch der umfangreiche Anhang. Olaf Jessen legt hier dar, wie er zu seiner Darstellung gelangte:
Er schildert die Auseinandersetzung mit Verdun in der Geschichtsschreibung, die unterschiedlichen Auffassungen der Historiker. Er geht der „Weihnachtsdenkschrift“ nach, die Erich von Falkenhayn in seinen Memoiren erwähnt. Und er gibt Einblick in die Tappen-Befragung. Alle diese Quellen haben seine Auffassung, seine Sicht des Geschehens geformt – nach der ausführlichen Darstellung geben diese Quellen noch mal ein Aha-Erlebnis.
Olaf Jessen: Verdun 1916. Urschlacht des Jahrhunderts, C. H. Beck Verlag, München 2014, ISBN: 9783406658266
Bisher gibt es noch keine Kommentare