Für jeden Tag ab dem 27.7.1914 sind hier Tagebucheintragungen versammelt – Lisbeth Exner und Herbert Kapfner haben nach langen Recherchen im Deutschen Tagebucharchiv die Aufzeichnungen von 37 unterschiedlichen Menschen ausgewählt, die noch nirgends veröffentlicht wurden. Die schreibenden Personen werden am Ende des Bandes kurz vorgestellt, mit den Lebensdaten, die man zu ihnen fand; das „Mädchen“ aus Karlsruhe bleibt dabei weiterhin anonym, denn außer den wenigen Eintragungen bis Herbst 1914 gibt es keine weiteren Informationen.
Statt Weihnachten schon wieder zu Hause zu sein, werden die Soldaten an der Front mit „Liebesgaben“ bedacht – auch ein Thema in der Verborgenen ChronikWas schreiben die Menschen denn im Sommer und Herbst/Winter 1914 in ihre Tagebücher? Sie haben einen völlig anderen Informationsstand als wir, im Rückblick, sie können nur die Nachrichten aus den Zeitungen und aus Briefen anderer oder aus eigener Anschauung verarbeiten. Sie schildern ihre Erlebnisse so, wie sie ihnen im Augenblick passieren – so bekomme ich als Leserin einen ungefilterten Eindruck ihrer Ansichten und Erfahrungen. Durch die Zusammenstellung unterschiedlicher Tagebücher gibt es zu jedem Tag Einträge von der Front und von der Heimat, aus dem Lazarett und aus dem Schützengraben oder der Ausbildungseinheit. Die Einstellungen wandeln sich schon diesem knappen halben Jahr – von Kriegsbegeisterung ist nicht zu lesen, auch wenn ganz am Anfang Sätze vorkommen wie:
Ungeheure Begeisterung bei Alt und Jung! Arm und Reich reicht sich die Handm spricht zusamen auf den Straßen. Alles ist eins in dem Gedanken; Zusammenhalten, ws da kommen mag. (E. Schwarz, Heidelberg, 1. August 1914, S. 18)
Häufiger sind doch die Gedanken an die Gefahren – Angst um Mann, Sohn oder Bruder, Bemekunen über die veränderte Situation ohne die wehrtauglichen Männer. Je weiter der Krieg voranschreitet, desto häufiger ist vom Tod die Rede, sei es im Schützegraben direkt neben dem Schreiber, in der Nachbarschaft oder in der eigenen Famile; besonders anrührend ist die Geschichte von Paula Busse aus Bensberg, die ständig um ihren Mann bangt, den sie vor dem Ausrücken nicht mehr sehen konnte.
Das Buch ist der erste von drei geplanten Bänden – die Jahre 1915-1917 sollen in einem Band erscheinen, das Jahr 1918 bekommt dann wieder einen Einzelband. Durch die Kurzbiogrphien weiß ich ja schon, wer den Kreig überlebt hat und kann dann vielleich die Erlebnisse dieser Personen weiter verfolgen.
Lisa Exner und Herbert Kapfer ist da ein besonderes Zeugnis der Kriegszeit gelungen, das sich durchaus von anderen Tagebuchveröffentlichungen unterscheidet.
Es gibt auch eine Hörbuchfassung. Und einen Preis hat der Band auch schon gewonnen 🙂 .
Lisa Exner und Herbert Kapfer: Verborgene Chronik 1914. hg. v. Deutschen Tagebucharchiv, Galiani Verlag, Berlin, 2014, ISBN: 9783869710860
Was ist das nur für ein unschuldiges Knäblein, das da 1915 im zarten Alter von 17 Jahren in den Krieg zieht? Schlump wird er genannt - ein Streich hat ihm diesen Spitznamen eingebracht. Hans Herbert…
Was ist das nur für ein unschuldiges Knäblein, das da 1915 im zarten Alter von 17 Jahren in den Krieg zieht? Schlump wird er genannt - ein Streich hat ihm diesen Spitznamen eingebracht. Hans Herbert…
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