Trotz des Untertitels ist dieses Buch in erster Linie ein Bildband. Gunnar und Florian Dedio verwenden hier Fotos von August Fuhrmann, die , so schreiben sie im Kapitel „Über dieses Buch“ in einem geheimgehaltenen Verfahren von Porzellanmalerinnen handcoloriert wurden. Herausgekommen sind völlig natürlich erscheinende Farbilder, etwas „verblasst“ im Vergleich zu modernen Farbfotos, aber gerade deshalb so authentisch. August Fuhrmann nutzte die Technik für Farbfotos schon bei seinen „Kaiserpanoramen“ – durch Stereookulare konnten die Zuschauer in einen Raum schauen, in dem 50 Bilder kreisten. Diese Vorführungen wurden später durch „Kriegspanoramen“ ergänzt.
Ansonsten sind hier Auszüge aus Tagebüchern und anderen persönlichen Quellen zu finden; über 1.000 Tagebücher, Briefsammlungen und Memoiren haben die Autoren gelesen und für ihre Dreharbeiten „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ genutzt. In diesem Band werden nun schriftliche Dokumente und Fotografien zu einem neuen Blick auf die Geschehnisse des Ersten Weltkriegs zusammengefügt. Darunter gibt es unbekannte Menschen ebenso wie prominente, wie z. B. Käthe Kollwitz. Im Kapitel „Heimatfront“ zeugen zwar die Texte von den Kriegsauswirkungen, doch die Bilder zeigen meist Orte in Deutschland, Österreich oder auch Nordafrika vor dem Krieg; es sind bisher großenteils unbekannte Bilder, die einen Einblick in das Leben Anfang des 20. Jahrhunderts erlauben. Der Gegensatz zwischen Bild und Text macht das Geschehen mit seinen oft schrecklichen Auswirkungen besonders spürbar.
Jedem Kapitel stellen Gunnar und Florian Dedio eine Einleitung voran, die die Ausgangslage schildert, Erläuterungen gibt. Dann folgen die Bilder mit ausführlichen Bildunterschriften und die Tagebucheitnragungen oder Briefausschnitte. Da die Bilder von August Furhmann nur die Seite der Mittelmächte zeigen kann – also Detuschland und Österreich-Ungarn – gibt es zusätzlich Bilder aus anderen Archiven, die auch französische, italienische oder englische Szenen zeigen; die sind dann meist schwarz-weiß.
Ich finde es ein bisschen schade, dass nur ein geringer Teil der Tagebucheintragungen etc. mit Datum versehen ist – für mich wäre bei mancher Bemerkung oder Schilderung die zeitliche Zuordnung spannend gewesen.
Es ist ein Band zum Stöbern – mit Hilfe des Registers kann man einzelnen Personen „folgen“, die von ihnen stammenden Äußerungen im Zusammenhang lesen und sich so ein Bild von ihnen machen. Das geschieht bei der Fernsehserie „14 – Tagebücher“, die ab morgen ausgestahlt wird.
Gunnar und Florian Dedio: 14. Tagebücher des Ersten Weltkriegs. Farbfotografien und Aufzeichnungen aus einer Welt im Untergang, übersetzt von Linde Wiesner, Bucher Verlag, München, 2014, ISBN: 9783765820410
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