Inhalt des Beitrags
Gut 10 Jahre nach seinem ersten autobiographischen Buch haben Roland Kaiser und Sabine Eichhorst „Die Autobiographie“ seines Lebens geschrieben. Und ja, es ist ein gutes Buch geworden 😊
Was erzählen Roland Kaiser und Sabine Eichhorst?
Klar, das Leben des Mannes, der als Ronald Keiler geboren wurde und als Roland Kaiser seit den 70er Jahren singt.
Es beginnt mit einem Comeback der besonderen Art – dem ersten Konzert in der Pandemie, 2020 auf der Waldbühne in Berlin. Die beiden nehmen mich als Leserin in den Backstage-Bereich und in das Innenleben des Mannes, der gleich auf der Bühne sein Publikum begeistern will.
Das ist der Prolog.
Das Weitere folgt chronologisch dem Lebenslauf von Roland Kaiser:
Kindheit und Jugend in Berlin bei seiner Pflegemutter Ella Oertel. Im roten Wedding, mit Zeitungsaustragen zu noch fast nachtschlafender Zeit. Bei großen Ereignissen sind sie auch dabei – Willy Brandts Rede nach dem Mauerbau, Kennedys Besuch in der geteilten Stadt.
Nach dem Tod der Pflegemutter wohnt der Jugendliche bei der Tante, macht eine Ausbildung als Kaufmann und arbeitet in einem Autohaus. Große Klappe hat er auch. Und als ihm der Versicherungsvertreter von seinem Bruder erzählt, der in der Musikbranche arbeitet, mokiert sich Ronald Keiler gar sehr. Ergebnis: Er bekommt einen Termin zum Vorsingen. Schließlich, so seine Meinung, kann so ein bisschen Tralala und Hüftewackeln so schwer nicht sein.
Und?

Klar, der Rest ist Geschichte: Aus Ronald wird Roland, aus dem Keiler ein Kaiser 😉 – und es folgen Jahre des Tingelns, mit wechselndem und dann mit großem Erfolg. Mit sehr großem sogar.
Wie so ein Fernsehauftritt sich beim ersten Mal anfühlt, Schlafmangel, Frauen – alles erzählt der Sänger, sehr persönlich und mit konkreten Details begreifbar gemacht.
Auch die Tiefen, die Ängste sparen die beiden nicht aus. COPD ist gefährlich – und der erfolgsverwöhnte Sänger hatte Angst, es einzugestehen, hat getrickst und sich selbst überfordert. Als es dann so weit war – war es einfach. Und wider alles Erwarten hat er es auf die Bühne zurückgeschafft. Wie? Das erzählt er hier.
Wie ist das Buch geschrieben?
Gut 😊 Sabine Eichhorst als Ko-Autorin ist eine sichere Bank für gute Sprache, für die Details, die eine Szene lebendig machen. Dieses Talent, andere leuchten zu lassen in ihrem Erzählen, hab ich ja schon in ihrem Buch German Glück bewundert. Roland Kaiser arbeitet an den Texten, die er singt, selber mit – ihm ist die sonst in Schlagern allgegenwärtige ewige, einzige Liebe suspekt und das drückt er in seinen Liedern auch aus. Mit Sprache arbeiten kann er also. So haben sich zwei getroffen, die offensichtlich gut miteinander können, sich ergänzen und steigern.
Typisch für diesen Stil ist diese Beschreibung ganz am Anfang (nach dem Prolog 😉 ) :
Im Dunkel des Zimmers zeichneten sich die Umrisse der Möbel ab – lauter vertraute Gestalten, die auf den Morgen warteten: die behäbige Vitrine, der schmalbrüstige Tiisch, die Stühle, die alle unterschiedlich aussahen, als käme jeder aus einer anderen Familie.
S. 17
Roland Kaiser ist nicht „nur“ ein Schlagersänger: Er ist Zeitzeuge, engagiert sich in Politik und Gesellschaft und ein Mensch, der sich seiner Aufgabe, seinem Lebenszweck, ganz verschrieben hat. Alle dese Facetten haben Roland Kaiser und Sabine Eichhorst im Buch leuchten lassen – ein Leben mit Sinn.
Auch wenn ich selber nur die absoluten Hits von ihm kenne, denen ich in meiner Jugend begegnen musste ;-), hatte ich Freude an dem Buch.
Roland Kaiser und Sabine Eichhorst: Sonnenseite. Die Autobiographie, Heyne Verlag, München. 2021, ISBN: 978345321878
Die Stadtbibliothek Köln hält das Buch auch vor – als Bestseller sogar mehrfach.
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