Rodrigo Raubein … von Michael Ende und Wieland Freund

Rodrigo Raubein … von Michael Ende und Wieland Freund

Der vollständige Titel des Buches lautet „… und Knirps, sein Knappe“. Michael Ende und Wieland Freund sind kein Autoren-Duo wie andere – es gab da einfach eine begonnene Geschichte von Michael Ende, die Wieland Freund zu Ende geschrieben hat. Und die ist nun im Jubiläumsjahr der „Unendlichen Geschichte“ erschienen.

Was erzählen Michael Ende und Wieland Freund?

Eine klassische Geschichte von „wie ich eigentlich bin“.

  • Knirps wird nicht umsonst so gerufen – er ist so richtig spillerig, klein und dünn. Dabei aber von großer Dickköpfigkeit.
  • Seine Eltern, das Puppenspielerpaar Mama und Papa Dick sind nach seiner Flucht sehr in Sorge um ihn.
  • Der Papagei Sokrates kann nicht nur nachplappern, sondern auch vordenken – er dirigiert die Suche nach dem verlorenen Sohn.
  • Rodrigo Raubein hat einen verheerenden Ruf – und eine ganz andere Seite, die er streng geheim hält.
  • Flip ist ein tatkräftiges Mädchen – und dabei Prinzessin durch und durch.
  • König Kilian ist traurig und schwach – er will Flip als Thronfolgerin einsetzen, weil er glaubt, bald zu sterben.
  • Sein Diener muss alles, was er flüstert, laut wiederholen.
  • Rabanus Rochus – ein Magier am Hof Kilians mit unlauteren Absichten. Aber: Er ist ein Zauberer, denn er kann fliegen …
  • Der Drache Wak hat sich mit Rabanus Rochus auf einen Deal eingelassen – und er hält sich daran!
  • Der Arzt am Hof Kilians heißt Padrubel und hat so seine Zweifel an verschiedenem.
Knappe und Ritter aus dem Manesse-Codex; zum Buch von Michae Ende und Wieland Freund, in dem ein kleiner Junge Knappe werden will.
So was in der Art schwebte Knirps wohl vor …

Das wär dann das Personal. Knirps will zu Rodrigo Raubein, um des Raubritters Knappe zu werden. Deshalb haut er ab. Seine Erkältung kuriert er dann bei Rodrigo aus, den er bald liebevoll „Onkel Roddi“ nennt. Der gibt ihm die Aufgabe, eine schwere Untat zu begehen. Statt dessen verhindert Knirps genau so eine. Während er mit Flip, die entführt werden sollte, zum Schloss von König Kilian zieht, suchen die Eltern ihn bei Rodrigo. Zusammen mit diesem machen sie sich weiter auf die Suche nach Knirps. Verwicklungen sind unausweichlich – am vorläufigen Ende sitzen alle im Kerker bei König Kilian. Doch Sokrates erklärt Padrubel, was es mit den Leuten da im Kerker auf sich hat. Und am Ende ist der Aberglaube von Wak und ein extra für ihn geschriebenes Puppenspiel eine gute Lösung.

Wie erzählen Michael Ende und Wieland Freund?

Es ist so eine Art Märchenton. Von einem erklärenden Märchenonkel vorgetragen:

Wenn man sagt „im finsteren Mittelalter“, so bedeutet das eine Zeit, in der das elektrische Licht noch nicht erfunden war, das heißt also, bevor eure Großeltern kleine Kinder waren.

S. 7

Gerade in den ersten drei Kapiteln, die noch von Michael Ende stammen, wird seine Sprachspielfreude deutlich:

Mitten im finsteren Mittelalter, an einem Mittwoch und obendrein noch um Mitternacht …

S. 7

Oder ein paar Namen: Rodrigo Raubein wohnt auf seiner Schauderburg hinterm Bangewald auf dem Haarzuberg 🙂

Wieland Freund bemüht sich, den Ton beizubehalten. So beginnt das letzte Kapitel:

Mitten im finsteren Mittelalter, an einem Mittwoch und obendrein noch zur Mittagszeit …

S. 198

Es ist ein Vorlesebuch, an dem man längere Zeit Freude haben kann, denn es lässt sich nicht auf einen Rutsch vorlesen. Insgesamt ist es eine etwas belehrende aber auch spannende Geschichte.

Ein ganz dickes Minus gibt es bei den ansonsten netten Illustrationen von Regina Kehn: Sie hat dem Arzt Padrubel einen umgekehrten Trichter auf den Kopf gesetzt. Meine erste Assoziation war direkt: So wurden jüdische Männer im Mittalalter dargestellt. Ich hab das dann noch mal nachgeguckt. Und ja, so war es. Diese Darstellung war in den meisten Fällen einfach negativ .

Michael Ende und Wieland Freund: Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe, Thienemann Verlag, Stuttgart, 2019, ISBN: 9783522185004

Die Stadtbibliothek Köln hält den Titel als Buch und als Hörbuch vor.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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