Der neue Roman von Heike Abidi hält, was die Vorgänger versprochen haben: Gute Unterhaltung. Für mich der größte Spaß waren die verdrehten Sprichwörten, deren eines ja schon den Titel bildet. Quelle dieser Lacher ist die Mutter einer der Protagonistinnen – eigentlich ist sie selber auch eine. Protagonistin, meine ich 😉
Drei Freundinnen – Becky, Caro und Greta – erfinden in Sektlaune (das ist untertrieben!) die animalistische Balance. Ein Esoterik-Angebot, für das sie noch mitten in der Nacht eine Anzeige schalten. Für den nächsten Tag. Da ist 1. April. Aber die Schnaps- , nein Sektidee wird ernst genommen, bierernst sozusagen. Ehe sie sichs versehen, haben sie ein zusätzliches Geschäft am Hals. Gretas Mutter – die mit den verdrehten Sprichwörtern – nervt ihre Tochter zwar regelmäßig, entpuppt sich aber als geschäftstüchtiger als die drei Grazien zusammen und bringt ein bisschen Struktur rein.
Und warum haben sich die drei eigentlich so einen Blödsinn ausgedacht? Weil ihnen auffiel, dass sie Lebenträume haben, für deren Umsetzung sie ein bisschen Startkapital benötigten – wenn sie sie wirklich ernst nähmen. Dass Menschen bereit, sind für esoterische Dinge viel Geld hinzublättern, war der Grundgedanke. Im Suff nahmen sie das auf die Schippe und lachten sich ömmelig – das wars schon.
Die Träume der drei sind so unterschiedlich wie ihre Haarfarben – ihre Lebenssituationen auch: Alleinerziehende Mutter mit ungehobeltem Chef designt Tapeten, Unterhosen und Regenschirme, Arztgattin betreibt eine Öko-Kinderboutique und unentdeckte Malerin, Single, ächzt unter der Zumutung, Malkurse für talentfreie Hobbykleckser zu geben. Ihre Träume? Entdeckt werden, ein Kind bekommen, ein gemütliches Café führen – ganz banal eigentlich.
Muss ich sagen, dass alle ihre Träume am Ende irgendwie verwirklichen? Nee, ne? Ist ja schließlich ein Unterhaltungsroman. Der sich prima einfach so weglesen lässt. Heike Abidi schafft es, trotz einiger Klischees und einem am Anfang sehr präsenten Erklärbären* (Hinweis auf die Zusammensetzung des angesagten Cocktails z. B.) eine schmissige Geschichte schmissig zu erzählen. Einige Pointen sind absehbar – aber im Gesamtkontext sind das Petitessen. ich habe das Buch auf einen Sitz durchgeschmökert und oft laut gelacht.
Ach, bevor Sie nun denken, das sei alles bloß Ulk: Heike Abidi hat durchaus einen Blick für die Brüche, die Verletzungen und was sie mit Menschen machen. Weshalb denn rennen die Leute den dreien die Bude ein? Weil sie verletzt sind. Weil sie verletzlich sind. Auch Greta, Caro und Becky sind das. Die Balance zwischen dem Heiteren und dem Ernsteren macht „Nachts sind alle Schafe schwarz“ zu einem Buch, das man auch ein zweites Mal in die Hand nehmen kann.
*Erklärbär nenn‘ ich das, wenn ich mich als Leserin – überflüssigerweise – belehrt fühle. Manche Bücher brauchen Erklärungen zu Dingen – manche nicht. Hier fand ichs am Anfang ein bisschen de trop. Kann daran liegen, dass ich besagtes Getränk nicht besonders schätze 😉
Zu den Sprichwörtern und ihren Hybriden noch ein Tipp: Auf S. 300 gibt es eine wunderbare Auswahl an Verdrehern, die allerdings nicht von Gretas Mutter sondern von den jungen Frauen stammen. Ich hab da auch einen Liebling drunter 😉
Heike Abidi: Nachts sind alle Schafe schwarz, Droemer Knaur, München, 2013, ISBN: 9783426513941
[BLOCKED BY STBV] Rezensionen zu “Nachts sind alle Schafe schwarz” | AbidiBooks
15. November 2013 at 8:45[…] Rezension von „Nachts sind alle Schafe schwarz“ im Buchblog “Kölner Leselust“ […]
[BLOCKED BY STBV] Rezensionen | AbidiBooks
15. November 2013 at 8:48[…] Rezension von „Nachts sind alle Schafe schwarz“ im Buchblog “Kölner Leselust“ […]