Wie Sie wissen, heißt dieses Blog Kölner Leselust – und das bedeutet: Es gibt hier keine Verrisse. Bei diesem ersten Roman des Journalisten Nils Minkmar bin ich mir jetzt ein bisschen unsicher, denn auf der einen Seite erzählt er eine spannende Geschichte, doch machte es mir als Leserin nicht gerade leicht.
Was erzählt Nils Minkmar?
Es geht um die Zeit, bevor Henri IV König von Frankreich wurde. Frankreich wird seit Jahren von Bürgerkriegen zerrissen, auf dem Thron sitzt Henri III, dessen Herrschaft nicht gerade zufriedenstellend ist und zwei weitere Henris sitzen in den Startlöchern, um ihn zu beerben. Einmal Henri de Guise, Vertreter eines einflussreichen adeligen Hauses und zum zweiten Henri de Navarre, König von Navarra und Schwager von Henri III. Die Mutter von Henri III, Katharina de Medici, hat ebenfalls ihre Finger im Teig (um mal ein französisches Sprichwort fast wortwörtlich zu übersetzen: avoir da main dans la pâte – bei uns hat man sie im Spiel). Mit anderen Worten: Chaos allerorten.
Und da ist einer, der es richten soll: Der Autor der Essais, der Bürgermeister von Bordeaux Michel de Montaigne. Von einem Geheimboten der Königin beim abendlichen Kartenspiel mit Frau und Tochter unterbrochen macht er sich auf die Reise nach Paris, begleitet von seiner Frau Francoise. Dieser allseits beliebte Autor wird nun von einem Besuch zum nächsten gehen, mit jedem sprechen Und soll so die Sache ins Lot bringen.
Haben Sie eigentlich bei den ganzen Henris Probleme mit der Zuordnung gehabt? Ich auf jeden Fall. Vor allem weil sie im Buch nicht in solcher Reihenfolge vorgestellt werden, wie hier in meinem Blogbeitrag, sondern in den Situationen in denen Montaigne ihnen begegnet, präsentiert werden. Und er kennt sie alle sehr gut. Er braucht keine Erläuterungen. Deshalb brauchte das Buch bei mir zwei Anläufe, bis ich es endlich zu Ende lesen konnte.

Normalerweise lese ich keine anderen Rezensionen zu Büchern, die ich hier vorstelle, aber in diesem Fall habe ich eine Ausnahme gemacht – aber auch wirklich erst, nachdem ich es bereits gelesen hatte. Ich war mir nämlich meines eigenen Urteils nicht sicher. Doch ja, auch andere Rezensent*innen fanden und finden, dass dieses Buch zu viel bei den Leserinnen voraussetzt. Nun mag man sagen, dass s Ja ich ja am Ende alle Unklarheiten rund um Henri III, Henri de Guise und Henri de Navarre auflösen und man das Buch nur zu Ende zu lesen braucht – doch bedarf es dazu wirklich großen Interesses und großer Konzentration.
Warum ich das Buch trotzdem vorstelle
Es ist eine spannende Geschichte aus der Geschichte und der Blick in die französische Gesellschaft dieser Zeit ist wirklich interessant. Nils Minkmar ist ein Fan von und ein Fachmann für Michel de Montaigne. Als Historiker weiß er viel, nicht nur über die Zeitläufte und die beteiligten Personen, sondern auch über Gebräuche, Alltag und zum Beispiel die Kleidung. Was ist mit den ledernen Masken beim Reiten, also bei längeren Reisen, auf sich hat konnte ich noch nicht herausfinden – wahrscheinlich dienten sie zum Schutz vor Staub und Schmutz. Es ist schon eine ganz andere Welt als unsere, in die uns Nils Minkmar da mitnimmt .
Von daher finde ich, dass sich das Buch durchaus lohnt, auch wenn ich Schwierigkeiten beim Einstieg hatte und zweimal ran musste.
Nils Minkmar: Montaignes Katze, S. Fisccher Verlag, Frankfurt, 2022, ISBN 9783103972948
Maike Claußnitzer
3. April 2025 at 16:37Ich kenne dieses Buch nicht (allerdings die Henris schon, als alte Robert-Merle-Leserin), aber zu den Masken kann ich etwas sagen: Die sind ein Schutz gegen die Sonne oder ggf. bei schlechterem Wetter auch gegen die Kälte, nicht unbedingt immer aus Leder, sondern oft auch aus Stoff. Wenn du unter dem Stichwort „Cachenez“ (ja, so einen niedlichen Namen haben die Dinger, ich habe ihn aus „Reclams Mode- und Kostümlexikon“ gelernt) suchst, findest du dazu mehr.
Heike Baller
3. April 2025 at 16:58Liebe Maike,
ganz ganz herzlichen Dank für deine ergänzende Info! <3