„Eine Einladung“ lautet der Untertitel – und das ist das Buch von Terry Eagleton tatsächlich. Mit einer Einschränkung für mich als deutsche Leserin: Es geht in erster Linie um englische Literatur. Konsequenterweise gibt es die relevanten Zitate also auch erst auf Englisch und dann auf Deutsch, denn sonst wären die Analysen nicht nachvollziehbar, wenn es um Rhythmus oder Klang geht.
Fünf Bereiche behandelt Terry Eagleton:
- Eröffnungssätze
- Figuren
- Erzählweisen
- Interpretationen
- Werturteile
Eine durchaus einleuchtende Reihenfolge, wenngleich sie so stringent nicht durchzuhalten ist – behandelt er Eröffnungssätze, bleibt es nicht aus, dass er die Erzählweise oder ästhetische Werturteile mit behandelt. Neben vielen Beispielen aus der Literatur serviert Terry Eagleton in lockerer Sprache auch seine Ansichten über Literatur, Literaturkritik (eins seiner Metiers) und eher gesellschaftliche oder „philosophische“ Themen – gehört auch zu seinen Themen sonst so im Leben. Seine jeweilige Interpretation kommt dann schon immer sehr überzeugend daher – am tollsten in der Interpretation des Kinderreims „Baa baaa black sheep„:
Baa Baa black sheep, have you any wool?
Yes sir, yes sir, 3 bags full.
One for my master,
one for the Dame,
one for the little boy who lives down the lane.
Er analysiert hier die Gesprächssituation, unterstellt Absichten und heraus kommt ein unfreundlicher Erzähler und ein heuchlerisches Schaf – wun-der-bar! Und natürlich völliger Nonsense, wie er selbst darlegt. Sie ahnen es schon: Das gehört ins Kapitel „Interpretationen“ und es geht Terry Eagleton darum, die Auslegungsmöglichkeiten von Texten darzulegen.
Neben solchen praktischen Anteilen gibt es noch literaturhistorische Abrisse – zum Roman, zur Romantik, um nur zwei zu nennen, so dass das Buch teilweise einem Geschwindritt durch die englische Literatur gleicht. Gut, wenn man da das ein oder andere kennt oder mal davon gehört hat (oder haben Sie Miltons „Paradise Lost“ gelesen? Ich nicht. Terry Eagleton rekurriert recht häufig darauf, wie auch auf „Ulysses“ oder „Pride and Prejudice“.).
Was Literaturkritik ausmacht, ist laut Tery Eagleton, der Abstand zum Werk, die Kenntnis des historischen Kontextes und die Kenntnis von Genreanforderungen. Das alles zusammen macht es möglich, ein Werk zu „kritisieren“, also einzuschätzen und im Rahmen des eigenen Zeithorizontes zu bewerten.
Terry Eagleton: Literatur lesen. Eine Einladung, übersetzt von Holger Hanowell, Reclam Verlag, Stuttgart, 2016, ISBN: 9783150109670
[BLOCKED BY STBV] "Literatur lesen" von Terry Eagleton zu gewinnen
11. Juli 2016 at 8:27[…] Woche habe ich das charmante Buch über Literatur von Terry Eagleton besprochen. Das Tolle ist jetzt, dass ich zwei Exemplare davon […]
[BLOCKED BY STBV] Verlosung des Eagleton-Buchs abgeschlossen
15. Juli 2016 at 10:20[…] standen die Chancen der Menschen, die sich an der Verlosung des Buchs von Terry Eagleton “Literatur lesen” beteiligt hatten – zwei Exemplare vs. 4 Sätze zum […]