LitBlogConvention die vierte – #LBC19

LitBlogConvention die vierte – #LBC19

Völlig überraschend bekam ich dieses Jahr doch die Möglichkeit, die #LBC19 zu besuchen. Und ich habe es nicht bereut. Wie in den Jahren zuvor haben die beteiligten Verlage (Bastei-Lübbe, Diogenes, Droemer Knaur, Dumont Kalenderverlag und Kiepenheuer & Witsch) ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Da gab es Blicke hinter die Kulissen, Lesungen und Werkstattgespräche mit Autorinnen – und wie immer „jett zo müffele un zo süffele“, wie man in Köln sagt, also: Speis und Trank.

Wie ticken Verlage – Einblicke auf der #LBC19

Ich habe dieses Jahr meinen Schwerpunkt bei der #LBC19 auf die Blicke hinter den Kulissen gelegt. So war ich, zum zweiten Mal sogar, bei Hanne Mandik, die einen Blick in die „Blackbox Herstellung“ gab. Es ist eine Freude, ihr zuzuhören, denn ihr Beruf machte offensichtlich großen Spaß. Sie selber spricht von einem „Bällebadzeitraum“ – das ist die Zeit zwischen dem Erhalt des Manuskripts in ihrer Abteilung und der Abgabe in der Druckerei. Nun geht es um Schrifttypen und Schriftgrößen, um Einbandgestaltung, die Farbauswahl für Vorsatzblatt, Kapitalband und Lesebändchen, Mediäval- oder Versalziffern und vieles mehr, dass, wenn alles stimmt und passt, überhaupt nicht auffällt. Aber wehe, es passt irgendeine Kleinigkeit nicht; da merkt jede Leserin sofort: Äh nee, nicht schön, ohne dass gegebenenfalls genau bezeichnen zu können. Wie vor zwei Jahren auch, konnten wir Bloggerinnen uns Gedanken zur Gestaltung eines Buches machen – haben Sie schon mal auf das Kapitalband ein Buch geachtet? Seit ich weiß, dass dafür eine begründete Entscheidung notwendig ist, achte ich häufig auf dieses winzigkleine Stoffbändchen, das oben und unten den Buchblock abschließt.

#LBC19 Slot Buchmesse plannen Zeitplan ab Frankfurter Buchmesse bis Leipziger Buchmesse
Ein Teil des Zeitplans, wie nach der Frankfurter Buchmesse die in Leipzig geplant wird

Von der Buchherstellung ging es dann zur Buchmessen-Vorbereitung. Auch wenn im Titel etwas von „jede Menge Prosecco“ stand – in der Präsentation von Andrea Neuhoff kann der Schaumwein nicht vor. Stattdessen ging es um die Gestaltung von Bodenbelägen, die Beschickung von Regalen mit immer neuen Büchern und die Planungsabläufe, um beispielsweise bei der Buchmesse in Leipzig gute Lesungstermine für hauseigene Autorinnen bei „Leipzig liest“ zu ergattern. An der Organisation sind verschiedene Abteilungen eines Verlags engagiert – bei jedem Verlag in unterschiedlicher Verteilung: Vertrieb, Marketing, Presseabteilung. Im Rund den Zuhörerinnen war auch Miriam Semrau, die nicht nur über Krimis bloggt, sondern auch als Moderatorin auf Buchmessen mit Autorinnen spricht, zum Beispiel auch bei „Leipzig liest“. Andrea Neuhoff hatte sie gebeten, kurz zu schildern, wie sie sich auf eine solche Lesung, ein solches Gespräch vorbereitet. Ein sehr spannende Einblicke; so weiß ich nun, dass unter dem Stand von Droemer Knaur einfach ist, in dem ein Teil des Büchervorrats für die Messe lagern kann.

„Die dunkle Seite der Macht“ – so hat Katharina Scholz ihren Slot auf der #LBC19 betitelt, weil viele in der Branche das mit dem Verkaufen ein bisschen anrüchig finden. Ihr jedoch macht es Spaß. Dass sie dabei kontinuierlich mit mindestens zwei Programmen im Kopf unterwegs ist, hat mich schwer beeindruckt. Sie sagt, dass ihr Verlag – Droemer Knaur – zwischen 400 und 450 Novitäten im Jahr herausbringt. Da sie mit einem der großen Kunden zu tun hat, muss sie jedes Mal das gesamte Programm präsentieren und verkaufen. Sie sagt, sie habe ursprünglich Buchhändlerin gelernt und meint, dass Buchhändlerinnen im Vertrieb ausgezeichnet platziert sein, denn ihre Ansprechpartnerinnen sind in der Regel eben auch Buchhändlerinnen; da versteht man sich. Bei ihr habe ich gelernt, was der sogenannte Nebenmarkt ist. Es sind Verkaufsstellen außerhalb des stationären Buchhandels zum Beispiel am Flughafen oder Bahnhof oder im Supermarkt. Dass die Logistik im Buchhandel großartig ist, wusste ich ja schon lange; heute bestellt, morgen da. Katharina Scholz sprühte nur so vor Begeisterung über diese fast einmalige Art der Logistik; die einzig vergleichbare Branche ist die der Apotheken.

Autorinnen auf der #LBC19

So, nach diesem massiven Input zum Leben in einem Verlag waren meine beiden letzten Slots eher autorinnenorientiert.

Katja Bohnert sprach darüber, wie sie denn so plottet. Antwort: gar nicht ? Sie sei eine intuitiv schreibende Autorin. Ihr Ausgangspunkt ist eine starke Szene mit starken Figuren. Von dort aus entwickelt nicht sie die Geschichte, sondern die Geschichte sich. Katja Bohnert ist eine Naturgewalt. So wie sie redet, erzählt, liest und dabei mitgeht – das habe ich so noch nicht erlebt. Wenn ich meine Kenntnisse aus dem Slot mit Hanne Mandik zu Grunde lege, hat sie die Szene, die sie aus ihrem neuen Buch vorgelesen hat vor mindestens einem Jahr geschrieben. Als sie diesen Abschnitt vorlas, war sie so berührt und, ja, sie musste weinen, als läse sie ihn zum ersten Mal. Alle im Raum, die eventuell selber an einem Buch säßen, wollte sie ermutigen, sich nicht strikt an eine Regel, an ein vorgegebenes Muster oder Raster zu halten, sondern auf die Stärke der Figuren zu vertrauen. Schön fand ich in diesem Slot, dass es eine Vorstellungsrunde für alle gab.

Simone Lapperts Slot reizte mich deshalb, weil hier eine Schreibübung angesagt war; schreiben mit allen Sinnen. Doch zuerst las Simone Lappert aus ihrem neuen Buch, das im Herbst erscheinen wird. Sie sagt von sich selbst, sie schreibe sich in die Figuren hinein. Das heißt für sie, mit zu spüren, was gerade passiert: Duft oder Gestank, Lärm oder Vogelsang, welche Luft streicht über Haut oder Kleidung – lauter solche Einzelheiten. Wenn es mit dem Schreiben stockt, geht sie gedanklich in die Situation und versucht die körperlichen Wahrnehmungen und Empfindungen zu erspüren und zu schildern. Mit diesem Input stiefelten wir alle auf die Dachterrasse des Bastei-Gebäudes, setzten die verteilten Schlafbrillen auf und konzentrierten uns auf Gehör, Nase und das, was uns unsere Haut vermittelte. Das sollten wir notieren und einige bekamen die Gelegenheit, ihren Text dem Plenum vorzustellen. Dabei hat mich sehr erfreut, wie positiv und aufbauend Simone Lappert auf diese Texte reagierte.

#LBC19 Simone Lappert liest aus ihrem neuen Buch
Simone Lapper liest

Es war also wieder ein randvoller und informative Tag bei der LitBlogConvention #LBC19 ? Ach ja, Bekannte hab ich auch getroffen, mich mit anderen Bloggerinnen ausgetauscht ;-).

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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