Da hab ich verkündet: Keine Rezensionsexemplare mehr, antworte auf die freundlichen Angebote meiner Ansprechpartnerinnen in den Verlagen entsprechend – und bin so was von froh, dass mich gerade zur rechten Zeit der Umschlag mit dem Buch von Anna Paulsen erreicht. Unverlangt zugesandt. Genau so was habe ich gerade gebraucht: Eine heitere, leichte aber nicht seichte Lektüre. Es sei mir also die Inkonsequenz nachgesehen, dass ich dieses Rezensionsexemplar sofort gelesen habe.
Dass es das gerade passende Buch war, war schnell klar, denn hinter Anna Paulsen verbirgt sich die hier im Blog schon öfter rezensierte Heike Abidi. Gute Unterhaltung war zu erwarten – und die habe ich bekommen.
Matilda, mit einer unglücklichen Kindheit und dem Fluchtreflex „Buch“ ausgestattet, passt nicht ins 21. Jahrhundert: Bücher aus Papier, kein Führerschein, kein Smartphone, noch nie im Internet gewesen, eine Vorliebe für Montagmorgen statt Freitagnachmittag. Passend dazu arbeitet sie im „Amt für unzustellbare Briefe“. Obwohl Anna Paulsen für die Recherche das echte Amt kennengelernt hat, hat sie sich für eine idylische Version eigener Machart entschieden – so sitzt Matilda in einem original 60er-Jahre Büro. So kann es passieren, dass sie einen nicht zugestellten Brief von 1966 findet.
Mehr als 50 Jahre ist die Geschichte von Leni und Michel alt, der sie mit Hilfe ihres Nachbarn Knut nachspürt. Dieser emeritierte Professor erwartet von Matilda Dinge, die sie sich nie zugetraut hätte – und die sie dann doch schafft. Klar, dass ihr Leben neue Farben und Gerüche bekommt – der Duft von Antiquariaten muss hinter der Meeresbrise zurückstecken.
Wie bei Anna Paulsen, aka Heike Abidi, zu erwarten, sind emotionale Turbulenzen zu erwarten. Ein Teil dieser Turbulenzen findet aber in den Briefen statt, die Matilda liest. Entgegen ihrer sonst eher pedantischen Art nimmt sie auf einmal Briefe aus dem Amt mit nach Hause – mit Knuts Internetexpertise kann sie so helfen, dass ein schüchterner Espresso-Trinker in Berlin dann doch mit seinem Flachwirtz landet. Und ja, Matilda hat dafür eine Reise nach Berllin auf sich genommen, inklusive Hauptbahnhof der Hauptstadt …
Was das Buch so anrührend zu lesen macht, sind eben die Briefe, die Matilda, und damit auch ich, zu lesen bekommt. Liebesbriefe, richtig auf Papier. Hach.
Und dann gibt es da die Briefe, deren Adresse, Absender und Unterschrift nur aus dekorativen Schnörkeln bestehen und die Matilda tief berühren. Aus einem dieser Briefe ist der Titel des Buchs entnommen – Sie sehen, da steckt was dahinter.
Anna Paulsen ist weniger auf Witz und Esprit aus – eher auf Gefühl. Die komischen Seiten gibt es aber auch. Den verständnisbefreiten, plumpen Kollegen Matildas, die ständig auf Männerfang ausgerichtete Kollegin.
Was ich an Matilda mag, ist ihr Anliegen, die mürrische Kassiererin im Supermarkt zum Lächeln zu bringen – dass es mit E. Klein dann noch anders weitergeht als gedacht … Gut, ich hätte ihr was Besseres gewünscht 😉
Anna Paulsen: Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen, Penguin Verlag, München, 2018, ISBN: 9783328101574
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