Letzte Woche war ich bei der Buchpräsentation des dritten Bandes der Kölner Stadtgeschichte – Köln im Hochmittelalter. Das erste Mal in meinem Leben in der Ulrepforte, dem Heim der Roten Funken 😉 Professor Werner Eck führte in das Werk von Hugo Stehkämper und Carl Dietmar ein. Die Geschichte dieses Bandes selber ist schon recht umfangreich, denn Hugo Stehkämper konnte vor seinem Tod nur knapp neun Kapitel verfassen – dabei handelte es sich um rund 900 unlektorierte Seiten. Werner Eck als Herausgeber musste nun einen Nachfolger finden, der nicht nur die restlichen Kapitel verfasste, sondern auch den Text seines Vorgängers einer stilistischen Revision unterzog – durchaus in dessen Sinne. Der Nachfolger wurde Carl Dietmar, der als promovierter Mediävist bereits einschlägige Werke verfasst hat und lange Jahre als Journalist beim Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet hat.
Herausgekommen ist ein beeindruckender Band (er umfasst über 400 Seiten) mit vielen gut reproduzierten Abbildungen. Als erstes fiel mir das kleinteilig strukturierte Inhaltsverzeichnis auf, das eine gute Orientierung im Band ermöglicht. Ich habe also erst einmal darin gestöbert und mir einzelne Abschnitte ausgewählt, die mich besonders interessierten, zum Beispiel:
- den Abschnitt über die Rolle der Frau in der städtischen Gesellschaft
- die Erläuterungen zum Kölner Pfennig und zur Kölner Mark
- den Abschnitt über die Wasserver- und -entsorgung der Stadt
Natürlich war es mir bisher nicht möglich, das Werk in seiner Gesamtheit zu lesen aber die einzelnen Appetithäppchen haben mir bereits spannende Einblicke gewährt, die zum Weiterlesen verführten. Ich freu mich schon auf die weitere Lektüre.
Will man den Inhalt des Bandes von Hugo Stehkämper und Carl Dietmar zusammenfassen, läuft es darauf hinaus, dass in der Zeit zwischen 1074 und 1288 die Stadt Köln ihren Charakter gründlich veränderte: Von einer Bischofsstadt wandelte sie sich zu einer Kommune mit bürgerlicher Selbstverwaltung. Und das zu eienr Zeit, in der die herrschende Ständeordnung von „Beter, Kämper und (lad)Arbeiter“ städtischen Berufen und Rollen keinen Platz einräumte.
Den Anfang dieser Entwicklung bildete der Aufstand gegen den Bischof Anno II – eine spontane Reaktion auf eine unrechtmäßige Einschränkung verbindlicher Freiheiten; Anno II wollte das Schiff eines Kaufmanns für die Rückfahrt des Bischofs von Münster beschlagnahmen. Den Endpunkt dieser Entwicklung stellt die Schlacht von Worringen dar. Am Ende der Zeit ist Köln zwar immer noch eine Bischofsstadt, hat sich aber Freiheiten – unter anderem die Wehrhoheit – erkämpft, die die Herrschaft des Erzbischofs über die Bürger der Stadt stark einschränkten.
Sowohl in der Präsentation letzte Woche als auch im Vorwort kommt zur Sprache, dass Hugo Stehkämper als Historiker und Archivar einen eher vorsichtigen Schreibstil pflegte. Carl Dietmar, der ja auch als Journalist gearbeitet hat, formuliert da deutlich pointierter; in diesem Sinne hat er die neun Kapitel von Hugo Stehkämper bearbeitet. So liegt nun eine gut lesbare, wissenschaftlich fundierte Darstellung vor.
Die Kölner Stadtgeschichte ist insgesamt auf 13 Bände angelegt. Mit dem nun erschienenen Band sind in den letzten 20 Jahren sechs Bände erschienen. Das Ziel des Greven Verlags und der Historischen Gesellschaft, die als Herausgeberin der Reihe fungiert, ist es, die noch ausstehenden Bände im Jahresabstand zu publizieren. Somit müsste, ein paar Unwägbarkeiten „eingeplant“, im Jahre 2025 die Geschichte der Stadt Köln von der Römerzeit bis heute erschienen sein.
Hugo Stehkämper und Carl Dietmar: Köln im Hochmittelalter. 11074/75-1288, in der Reihe: Geschichte der Stadt Köln, Bd. 3, herausgegeben von Werner Eck, Greven Verlag, 2016, ISBN: 9783774304420 (Ausgabe in Halbleder ISBN: 9783774304437 )
Bisher gibt es noch keine Kommentare