Am Sonntag geht es los mit der Aktion „Junges Buch für die Stadt“. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als diese Aktion zum ersten Mal stattfand, ist es dieses mal ein Sachbuch. Und das finde ich schade. Dazu gleich mehr – erst mal ein paar Worte zum fraglichen Buch.
„Alles lecker“ ist das junge Buch für die Stadt 2018
Ein Sachbuch mit witzigen Informatioen rund ums Essen aus aller Welt und in allen Kulturen – was bei uns bekannt ist, ist anderswo ungewöhnlich und was dort normal ist, ruft bei uns Erstauen oder vielleicht sogar erst einmal Ekel hervor. Oder was denken Sie bei Vogelspinnen auf dem Teller, bei Fingern als Besteck?
Die witzigen Illustrationen von Anke Kuhl und die Texte von Alexandra Maxeiner erlauben, sowohl spielerisch wie auch informationbezogen mit dem Buch umzugehen – es kann häppchenweise oder als Gesamtmenü gelesen oder vorgelesen werden, Fragen sind ausdrücklich erwünscht, denn im Gespräch über das Gelesene wird sicher manches klarer. Alles in allem: ein tolles Sachbuch.
Am 1.7.2018 ist die Auftaktveranstaltung in der Stadtbibliothek Köln um 11 Uhr. Die Stadtbibliothek Köln bietet als Kooperationspartnerin der Aktion eine Reihe Veranstaltungen an, z. B. Bilderbuchkino, szenische Lesungen, aber auch gemeinsames Essen und Trinken und Erkunden. Bis zum 6.7.2018 geht die Aktionswoche.
Was stört mich an der Aktion „Junges Buch für die Stadt 2018“?
Letztes Jahr war ja das erste Mal diese Aktion – und die Auswahl fand ich grandios: Heinrich Bölls „Der kluge Fischer“ in einer wunderschön illustrierten Sonderausgabe.
Für mich ist die Aktion Buch für die Stadt oder eben Junges Buch für die Stadt in erster Linie ein literarisches Event. Es geht mir um Literatur, um Sprache und was sie kann, um Geschichten und was sie mit uns zu tun haben. So toll das Buch „Alles lecker“ ist – es ist ein Sachbuch. Natürlich gab es auch im letzten Jahr didaktisch inspirierte Veranstaltungen – das geht bei Kinderveranstaltungen wohl nicht anders. Aber: Es war Auseinandersetzung mit einem literarischen Text, der dazu einlud, sich auf die Magie der Sprache inzulassen, sich auf Geschichten einzulassen. Als ich im diesjährigen Buch blätterte, war die erste Seite, die ich aufschlug eine mit Abbildungen von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, die mit einem farbigen Flecken drumherum als süß oder sauer oder bitter gekennzeichnet waren (wenn ich mich jetzt richtig erinner) – meine Reaktion war der Spruch: Man merkt die Absicht und ist verstimmt.
In meinen Augen haben die Entscheiderinnen hier eine Chance verspielt, Kinder mit Literatur vertraut zu machen. Sachinformationen bekommen sie mehr als genug – geistiges Seelenfutter können sie nicht geng bekommen. Es gibt eine Reihe guter, kindertauglicher Texte, auch gern älterer Autorinnen und Autoren, die mit einer pfiffigen Aufmachung – wie im letzten Jahr – Lust auf Literatur, auf Sprache, auf Geschichten machen können.
Meine Bitte also: Als Junges Buch für die Stadt 2019 bitte bitte wieder Literatur!
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