Ich hänge im Triolengitter von Mary Bauermeister

Ich hänge im Triolengitter von Mary Bauermeister

Ein Albtraum von Karlheinz Stockhausen – im Triolengitter hängen. Obwohl Mary Bauermeister ihre Erinnerungen mit „Mein Leben mit Karlheinz Stockhausen“ untertitelt, stammt der Titelsatz von ihm, nicht von ihr.

Das Buch liest sich wie ein Roman – was für ein Leben! Mary Bauermeister passte schon früh nicht in gängige Rollenmuster – rund 1,80 Meter groß und auch künstlerisch alles andere als niedlich. Schon in ihren frühen Jahren als freie Künstlerin arbeitete sie mit namhaften Menschen zusammen, die in den Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielten. 1957 lernte sie Karlheinz Stockhausen kennen – ein Blickkontakt auf der Schildergasse in Köln, tief und nachhaltig. Und das Wiedersehen bei einem seiner Konzerte – Mary Bauermeister war an allen modernen Kunstformen ihrer Zeit interessiert. Es entwickelte sich eine Geschichte, wie ich sie aus fiktiven Büchern kenne: eine tiefe Verbundenheit auf Distanz, Annäherung, ein Zurückschrecken, weil er ja verheiratet war und dann dann doch die Vereinigung.

Karlheinz Stockhausen war ein Mann des Schmerzes und der Liebe – eben auch der Liebe zu mehr als einer Frau auf einmal. So entstand eine ménage à trois zwischen Mary, Karlheinz und Doris mitsamt den vier Kindern aus dieser Ehe. Mit Schmerzen für alle. Mary Bauermeister geht nach New York, um Abstand zu schaffen. Ein Hin und Her – bis hin zur Ehe zwischen den beiden, ein Jahr nach der Geburt der Tochter.

Mary Bauermeister 2012
Mary Bauermeister 2012 mit einem ihrer Objekte De Caesius (De Caesius, Mary Bauermeister 2012, CC BY-SA 3.0
Doch die Ehe hielt nicht. Dafür aber die Verbundenheit zwischen Mary Bauermeister und Karlheinz Stockhausen – das Buch endet mit der Schilderung des Trauerfeier für den 2007 verstorbenen Komponisten.

Dieser Lebenslauf lässt sich auch bei Wikipedia nachlesen – nicht so ausgefaltet natürlich und nicht so persönlich. Auf jeden Fall ist klar: Die haben das so gelebt, das ist nicht ausgedacht. Und Mary Bauermeister erzählt durchdacht und ungeschminkt davon.

Neben den persönlichen Aufs und Abs in der Beziehung zwischen zwei sich inspirierenden Künstlerpersönlichkeiten fand ich die Beschreibung des Lebens und Arbeitens mit anderen Künstlern – ja  es waren meist Männer – hoch faszinierend, v. a. weil ich dabei in einen Einblick in die moderne Kunst bekommen habe, vor der ich sonst etwas ratlos stehe. Ich bin halt gar kein visuell ausgerichteter Mensch.

Mary Bauermeister hatte vor einiger Zeit eine Ausstellung  in Bergisch Gladbach – leider bekam ich das Buch zu spät dafür in die Hände …

Für mich war das Buch in mehrerlei Hinsicht ein Geschenk 🙂

Mary Bauermeister: Ich hänge im Triolengitter. Mein Leben mit Karlheinz Stockhausen, btb Verlag, München, 2013, ISBN: 9783442745746

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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