Hubert Fichte in „Zur Nacht, 6.2.1970

Hubert Fichte in „Zur Nacht, 6.2.1970

Hubert Fichte, ich muss es gestehen, ist ein Autor, dessen Name ich über meinen Band „Zur Nacht. Autoren im Westdeutschen Fernsehen“ erst kennengelernt habe; wobei – noch schlimmer: Ich dachte beim Namen Fichte immer an einen Autor des frühen 19. Jahrhunderts …

Die Szene bei Hubert Fichte

Er erinnerte mich ein bisschen an den jungen Reinhold Messner mit dem lockigen Haar und dem Bart. Hubert Fichte sitzt zur Aufnahme auf einem Sofa, links neben ihm ein Bücherregal aus einzelnen Brettern, die frei kombiniert sind, kein schrankähnliches Gebilde.

Besonders die metallene Vase vor ihm auf dem Tisch zeigt so sehr die Zeit, in der diese Lesung stattfand – für mich ist sie ein Symbol für die 60er und frühen 70er. (In meiner Familie gab es sie aber nicht, meine ich …)

Es gab mehrere Lesungen von Hubert Fichte in „Zur Nacht“, die alle auf denselben Roman – „Detlevs Imitationen »Grünspan«“ beruhten. So konnte es passieren, dass der im Buch angegebene Sendetermin für den im Buch abgedruckten Text nicht stimmt – am 12.2. las Hubert Fichte die Kapitel 47 und 48. Kapitel 15 aus dem Buch dagegen hat im Archiv den Sendetermin 6.2.1970

Der Text

Dieses Kapitel 15 besteht aus einer Aufzählung von Wörtern – am Anfang sind es Ortsnamen aus Afrika, kombiniert mit einzelnen anderen Begriffen. Diese führen dann assoziativ aus der ersten Umgebung heraus, bis dann mir, die ich den Roman nicht kannte, klar wird – es  hat sich auch am Anfang nicht um Afrika gehandelt: Die Bar „Sahara“ war der Ausgangspunkt, die Suche Jäckls nach Jeff.

Ein sehr assoziativer Text – und ein Text übers Schreiben:

Die Abbildung von kurzen Erzählungen über die „Sahara“-Periode nach dem Muster „Während“ – Komma -Relativpronomen – Komma – „und“ – Substantiv „jedoch“ – Bindestrich – Bindestrich – Klammer auf – Interjektion – Klammer zu – „auf die Post“ – „außerdem – Pronomen – Höhepunkt – abfallen – grammatische Vollständigkeit – „geht“.

S. 218f

Wer „Zur Nacht“ sah, war nah am Schreiben der Zeit …

Der Roman erschien dann bereits im folgenden Jahr, 1971.

Der Beitrag gehört in meine kleine Reihe rund um Texte und Autor*innen, die in dieser Sendung des WDR zwischen 1967 und 1971 gelesen haben.

Hashtag bei Twitter #ZurNacht.

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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