Hier bekommen Sie Wissenschaft aufs Feinste – und Anspruchsvollste. Das ist kein Buch für mal eben so zwischendurch – Philippe Buc verlangt die ganze Konzentration seiner Leserschaft. „Gewalt im Namen des Christentums“ lautet der Untertitel, doch nur mit den Kreuzzügen hat die Abhandlung nichts zu tun. Philippe Buc geht es darum, die Linien nachzuziehen, nach denen sich Kriege des „Westens“ (was er darunter versteht, erläutert er im ersten Kapitel) vollziehen und da ist es völlig egal, ob diese im 16. Jahrhundert, im Mittelalter, während der Revolutionen in Amerika und Frankreich oder im 21. Jahrhundert stattfinden. Deshalb wechselt er auch ständig zwischen den unterschiedlichen Auseinandersetzungen hin und her, beleuchtet einen Aspekt in verschiedenen Epochen, zitiert philosophische und theologische Traktate und Zeitschriftenartikel (was da in den Zeitungen in Amerika im 19. Jahrhundert so alles behandelt wurde!) und gerne auch mal aus den Reden zur Lage der Nation verschiedener amerikanischer Präsidenten. Grundsätzlich ist sein Stil angenehm zu lesen – es empfiehlt sich aber, für diese hochinteressante Buch mehrere ruhige Stunden einzuplanen.
Die mittelalterlichen Kreuzzüge waren zu Zeiten des Kolonialismus interessante Motive wie hier die Einnahme Beiruts 1197, nachempfunden von Alexandre-Jean Baptiste HessePhilippe Buc ist Mediävist und so nimmt es nicht Wunder, dass die kriegerischen und dazugehörigen theoretischen Auseinandersetzungen des Mittelalters – Kreuzzüge, hussitische Revolution, die Visionen der Johanna von Orléans, um nur einige Beispiele zu nennen – breiten Raum einnehmen. Seine „Linie“, dass christliche Religion, besonders als Machtfaktor in verschiedenen Epochen ausgeprägt, Kriege und Terror der verschiedensten Akteure duch die Jahrhunderte miteinander verbinden, führt zu manchem Aha!-Erlebnis, manchmal auch zu fragend gerunzelter Stirn, ist aber nie uninteressant. Wenn Sie sich dieser Lektüre unterziehen, haben Sie auf jeden Fall Erkenntnisse gewonnen. Ob man Philippe Buc in seinen Argumenten immer so folgen mag, steht auf einem anderen Blatt. Mag ich auch manchmal Fragezeichen in den Augen gehabt haben, kann ich aufgrund einer wesentlich weniger fundierten Kenntnis der Quellen und Diskussionen auch nicht groß dagegen argumentieren.
Philppe Buc: Heiliger Krieg. Gewalt im Namen des Christentums, übersetzt von Michael Haupt, Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt, 2015, ISBN: 9783805349277
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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