Häkelkrimis galore – viel Agatha Christie zwischen den Jahren

Häkelkrimis galore – viel Agatha Christie zwischen den Jahren

Nicht, dass ich keine Bücher zu Weihnachten bekommen hätte – aber mir war nach leichterer Lektüre und so habe ich über die Onleihe einige Krimis, vor allem von Agatha Christie, entliehen und ruckzuck ausgelesen. Da sie für Einzelrezensionen denn doch zu banal sind, kommt hier eine Sammelrezi.

Warum Agatha Christie? Weil ich aus einem anderen Grund nach „Hercule Poirot“ gesucht hatte. Das hat sich aber erledigt.

Das Geheimnis von Greenshore Garden

Den Titel hatte ich noch nie gehört. Was kein Wunder ist, denn die Novelle ist noch nicht lange heraus. Erst 2013 wurde sie wieder entdeckt und erschien 2015 das erste Mal auf Deutsch.

Doch die Geschichte ist bekannt. Auf der Basis der Novelle hat Agatha Christie später den Roman „Wiedersehen mit Mrs. Oliver“ geschrieben. Die Handlung ist identisch. Das Besondere ist also nicht die Handlung, sondern der Umstand, dass Agatha Christie in diesem Büchlein (das sie selber nie veröffentlicht hat) ihr eigenes Anwesen detailliert beschreibt. Ihr Enkel Mathew Prichard schildert in seinem Vorwort, welche Räume und Örtlichkeiten im „echten“ Leben wozu dienten usw.

Poirots Aufgabe ist es am Anfang nur, Mrs. Oliver ein bisschen zu beruhigen, die bei dem Arrangement eines Mörderspiels ein flaues Gefühl bekommen hat. Und klar – es passiert ein Mord: Ein Mädchen stirbt, eine Frau verschwindet und Poirot trägt Informationsschnipselchen zusammen, hört gut zu und macht sich Gedanken. Das Ganze ist dann etwas kompakter als im Roman.

Agatha Christie: Das Geheimnis von Greenshore Garden, übersetzt von Eike Schönfeld, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2015, ISBN: 978-3-455-65089-1

Ein gleblliches Haus vor grünem Rasen, dreiEtagen, zwei Anbauten mit Poritkus, einige Menschen davor.
Das ist das Haus von Agatha Christie, das als Vorlage für das Haus im Krimi diente: Jason Ballard, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Die Halloweenparty

Auch so ein Titel, an den ich keine Erinnerung habe, dass ich ihn schon mal gelesen hätte. Und wieder einer mit Ariadne Oliver … (und Poirot natürlich). Mrs. Oliver ist hier am Anfang in ungewohnter Umgebung zu sehen – in einer Horde Kinder. Es soll ein Halloween-Fest geben und mitten in den Vorbereitungen prahlt ein Mädchen damit, sie habe mal einen Mord beobachtet. Am Abend ist sie tot – ertränkt im Eimer fürs „Apfelschnappen“, einer Attraktion beim Fest.

Mrs. Oliver bittet Poirot um Hilfe; er kommt, lernt eine Menge Mütter und Kinder kennen, einen Gärtner und das Personal der Schule, erfährt von merkwürdigen Todesfällen in der Vergangenheit des kleinen Ortes. Am Ende ist ein weiteres Kind tot – doch das dritte Opfer kann gerettet werden.

Agatha Christie: Die Halloween-Party, übersetzt von Hiltgunt Grabler, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2018, ISBN: 9783455004632

Sie kamen nach Bagdad

Ein Art Spionage-Roman – aber so „niedlich“. Die Hauptfigur, Victoria Jones, ist einerseits so harmlos, naiv und begeisterungsfähig – und andererseits mit Schläue, Intuition und Überlebenswillen ausgestattet. Klar, dass sie das Abenteuer gut übersteht.

Die Anlage der Spionage-Geschichte hat was von meinen geliebten Münchmeyer-Romanen – herrlich unrealistisch und krude. Eine Konferenz in den 50ern zwischen dem sowjetischen Machthaber und dem amerikanischen Präsidenten – in Bagdad! Und dazu eine Verschwörung zur Umwälzung aller Verhältnisse.

Agatha Christie: Sie kamen nach Bagdad, übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2020, ISBN: 9783455009736

Miss Daisy und der tote Professor von Carola Dunn

Einen Moment habe ich überlegt, ob Carola Dunn ein Pseudonym für Agatha Christie ist – aber sie hat eindeutig zu spät geschrieben. Aber sonst …

Daisy Dalrymple hat schon ein paar Erfahrungen als Ermittlerin – für mich ist dieser Titel mein erster Kontakt mit der Reihe. Sie ist alleinstehend, mit dem Inspector Alec Fletcher verlobt. Ihr Schwager bittet sie um Hilfe, weil er anonyme Briefe erhält wegen eines Fehltritts nach dem Krieg (WK I – die Handlung spielt in den 20ern des 20. Jahrhunderts). Wie Daisy bald feststellt, ist er nicht der einzige Empfänger anonymer Briefe. Daisy stürzt sich enthusiastisch in die Ermittlungen, bekommt Kontakt zu den verschiedenen Persönlichkeiten im Dorf:

  • Der Autor obszöner Romane
  • der Dorf-Atheist
  • der Arzt
  • der Pfarrer und seine Frau
  • dessen Bruder, der Professor (wie aus dem Titel hervorgeht: das Opfer)
  • die verruchte Witwe
  • die besorgte Ladeninhaberin und Posthalterin
  • verschiedene Mitglieder des Frauenvereins

Und alle haben was zu verbergen.

Es bleibt aber nicht bei den Briefen: Eines Tages findet Daisy eine Leiche auf dem Friedhof – ja ja, der Witz geht klar – und es kann nur Mord gewesen sein.

Der Faden rollt sich gleichmäßig ab – ein Häkelkrimi reinster Provenienz 😊

Carola Dunn: Miss Daisy und der tote Professor, übersetzt von Gerald Kirk, Aufbau Verlag, Berlin, 2020, ISBN: 9783746636153

PS: Ich habe mir dann die ersten Bände der Reihe auch noch „angetan“ – so richtige Entpspannungslektüre, trotz „Krimi“. Die Figuren gewinnen nicht wirklich an Tiefe.

Die Morde von Pye Hall von Anthony Horowitz

Bisher kannte ich Anthony Horowitz vor allem mit seinen Büchern um Alex-Rider – von seinen Krimis für Erwachsene ist das mein erster. Und dann gleich einer, bei dem ich dem Autor erst mal auf den Leim gegangen bin. Da ich einfach in dieser Zeit so viele Krimis digital gelesen habe, hatte ich an einer Stelle den Überblick verloren und ernsthaft gedacht, ich läse nicht was von Horowitz, sondern von Alan Conwell – so genau entsprechen die Abschnitte „Über den Autor“ und „Weitere Titel aus der Atticus-Pünd-Serie“ und „Und das sagt die Presse“ den Gepflogenheiten der Verlage, Informationen zu platzieren …

Doch es geht nicht nur um den Krimi, den der Autor Alan Conway schreibt, sondern um seinen Tod. Und um das Leben der Lektorin Susan Ryeland, die den Autor zwar nicht mag, dafür aber seine Krimis. Sie sind genau das, was sie von Krimis erwartet – geschult an der Großmeisterin Agatha Christie (da isse wieder 😉) Am Ende klärt sie auf, wie der Autor ums Leben kam – und ich erfahre auch die Lösung des Romans, den er geschrieben hat – das letzte fehlende Kapitel stöbert sie nämlich auch auf.

Bei den Büchern um Alex Rider hatte ich damals, als der Nachwuchs das las, den Eindruck, hier finden sich Bond-Geschichten in jugendlicher Gestalt (Alex ist am Anfang 13 oder 14). In der Beschreibung des Buchs ist von einem Thriller die Rede … Ach nöö – da ist schon viel Häkelkrimi drin. Es gibt zwar ’nen spektakulären Showdown, aber sonst ist das Buch vor allem unterhaltsam. Und hat mit seinem Szenario im beschriebenen Krimi im Krimi viel vom Kolorit der Bücher von Agatha Christie. Auch die Passagen, die im 21. Jahrhundert spielen, sind davon nicht wirklich unterschieden, bis auf die veränderten Ansichten und Kommunikationsmöglichkeiten. Doch Personal und Konflikte bleiben die gleichen.

Antony Horowitz: Die Morde von Pye Hall, übersetz von Lutz-W. Wolff, Insel Verlag, Berlin, 2019, ISBN: 9783458364153

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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