Gottesanbieterin von Nora Gomringer

Gottesanbieterin von Nora Gomringer

Darf man einen Gedichtband nach dem Cover auswählen? Wenn Sie sagen „Nein!“, dann schauen Sie sich doch bitte mal diesen Titel von Nora Gomringer hier an:

Titelgestaltung des Gedichtbandes Gottesnbieterin von Nora Gomringer – mit Martin als Festhalter

Ich find das so bezaubernd!

Aber nun zu den Gedichten von Nora Gomringer

Nora Gomringer lässt biblische Bilder erahnen, kirchliche Rituale schimmern neu, denn wie sie im letzen Gedicht des Bandes klar bekennt: Sie ist Christin. Eine mit Fragen. Eine mit wachem Bewusstsein für unsere Zeit und ihre Bedingungen. Die schildert sie dann Jesus in „Kämst du heute“:

Komm größer als Trump! (...) 

Komm auch auf Youtube und live! 
Unbedingt live!
12 Follower? Daran muss man arbeiten! 
Komm und sei auf Fragen gefasst, 
komm, frag uns! (S. 89)

Eine Auswahl an Ratschlägen, die im Kontext mit Gott erst ihre ganze Absurdität entlarvt. Woran wir uns so gewöhnt haben …

Neben Gott ist auch der Tod ein Thema. Ein Freund ist gestorben und ist alles anders:

In meinem Kopf hör ich dich klar und fast noch deutlich: 
Für den  
doch dann ist die Verbindung unterbr 
Ich nehme an, wir fahren beide ineinander, denn 
so nun sind wir ganz gebr  (. 31)

Es ist mein erster Gedichtband von Nora Gomringer – zu meiner Schande sei es bekannt – und ich bereue nicht, einen Gedichtband nach dem Cover ausgewählt zu haben; da werde ich noch oft reingucken. Und reinhören, denn dem Buch ist eine CD beigegeben, auf der die Autorin ihre Gedichte vorträgt 🙂

Illustriert ist Band von Zara Teller. Fotos und Graphiken, die die Texte mal ergänzen und mal weit weg scheinen. Mal schauen, wie sich das im Laufe der Zeitfür mich ineinander fügt.

Nora Gomringer. Gottesanbieterin, mit Illustrationen von Zara Teller, Verlag Voland & Quist, Dresden und Leipzig, 2020, ISBN: 9783863912505

Die Stadtbibliothek hat den Band auch.

Ach ja – das Gedicht, das mich als erstes gepackt hat, ist das zur Bruder-Klaus-Kapelle hier in der Eifel …

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.