Geschichten aus der Heimbürokantine von Wibke Ladwig

Geschichten aus der Heimbürokantine von Wibke Ladwig

Dass ich den Stil von Wibke Ladwig mag, weiß ich schon lange. Ich lauere auf immer neue „Gänge ins Heimbüro“, die in ihrem Blog stets mit „Ich trete vor die Tür“ beginnen. Sie beobachtet genau und liebevoll und mit einer Prise spachlichen Humors, was um sie herum passiert.

Genau das tut sie auch in dem hübschen kleinen Band „Geschichten aus der Heimbürokantine“.

Worum geht’s Wibke Ladwig?

Weiß ich natürlich nicht – aber ich kann sagen, worum es mir geht, wenn ich ihr Buch lese:

  • Ich mag ihre kleinteiligen Beobachtungen alltäglicher Situationen.
  • Ich mag, wie sie über Essen und alles drumherum spricht.
  • Ich nehme Ideen mit – z. B. die, mal wieder eine richtig schöne Suppe zu kochen. Ist „Topf voller Gold“ nicht die Anregung schlechthin dafür?

Das Buch ist in verschiedene Abteilungen untergliedert – in meinen Augen nicht wirklich nötig, denn jede Geschichte, jede Erinnerung bietet auch Elemente der anderen Abteilungen. Es ist ein „Stöberbuch“ – mal hier ein Kapitelchen, mal da.

Cover - grün - von Geschichten aus der Heimbürokantine auf rotem Untergrund. Illustration zeigt Kochmütze und Kochmesser, dazwischen der Titel.
Das ist das Cover des hübsch gemachten Büchleins

Es geht um konkretes Kochen: Wibke Ladwig stellt z. B. verschiedenes Gemüse vor – was sie damit verbindet, was sie damit so macht, gern mit Tipps verziert. (Rosenkohl, Grünkohl, Rübstiel).

Es geht aber auch um das Drumherum: Tischkultur – weg vom einheitlich gedeckten Tisch hin zu bunt und erinnerungsselig.

Es gibt kleine Meditationen zum Abwasch oder zum Büdchen im Veedel.

Meinung und ihre Ansichten sind ebenfalls Thema – z. B. der Umschwung beim Einkaufen von Lebensmitteln hin zum Ökomarkt vor der Tür und den Höfen in der Umgebung.

Wie schreibt Wibke Ladwig?

Da lass ich sie lieber selber zu Wort kommen:

Wie immer zu Beginn einer Wanderung randalieren Sätze in meinem Kopf, Sätze voller Zweifel, Widerwillen und Vorfreude.

S. 49

Biss ich in die Frucht, platzte die Stachelbeere auf und fruchtige Kerne und die gelbe Süße der Fruchtfleischs lagen auf der Zunge. Das Häutchen lutschte ich hingebungsvoll und sauerquietschfreudig.

S. 26

Die Agneskirche zählt die Viertelstunden und sortiert uns mit ihrem Geläut die Zeit.

S. 111

Schon klar, oder? Wibke Ladwig hat einen sehr aktiven Stil 😉 – und sie ist ein Spielkind mit Wörtern.

Ach, noch was zum Buch!

Also dem Gegenstand. Es ist angenehm zu halten, hübsch gemacht und eine echte Freude:

Flexibler Leineneinband, Text und Illustrationen in gutem Mischungsverhältnis, angenehmes Format (passt in fast jede Tasche).

Am Ende finden sich dann doch noch ein paar Rezepte – allerdings mit so netten Angaben wie „Obstbeilage nach Saison“ oder „Gemüsebeilage nach Saison“, jeweils mit einer Auflistung möglicher Ausführung.

Wibke Ladwig: Geschichten aus der Heimbürokantine, Hädecke Verlag, Weil der Stadt, 2021, ISBN: 9783775008143

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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