Den 22. Juni 1761, morgens 7 Uhr
Freund, zeichne diesen Tag mit einem größern Strich!
Er war doch ganz für dich und mich,
Wir wandelten im Hain und hörten Vögel singen
In dichten Fichten, wo der Mann das Weibchen hascht.
Gut war's, daß über uns nicht Edens Äpfel hingen,
Indem wir Hand in Hand durch das Gebüsche gingen,
Da hätten du und ich genascht
Und im Entzücken nicht die Folgen von den Bissen
Nur einen Augenblick bedacht:
So hat es Eva einst gemacht,
So machen’s heute noch Verliebte, die sich küssen –
Bald werd ich nichts zu schwatzen wissen,
Als ewig von dem Kuß. Und meiner Mutter Mann,
Durch den ich ward, ist Schuld daran,
Daß ich so gern von Küssen sing und sage,
Denn er verküßte sich des Lebens schwere Plage.
Allein ich wende mich nun wieder zu dem Tage,
Von dem ich reden will, schreib' ihn mit goldnem Strich!
Er war doch ganz für dich und mich.
Anna Louisa Karsch
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Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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