Das Versprechen eines Mannes
an seine kranke Frau
Der Jungfer Fethackin erzählt im Stahlschen Hause.
Mepsantus gieng zu seinem Weibe,
Die mit geschwollnem kranken Leibe
Schon manche Nacht und manchen Tag
Auf einem bangen Bette lag.
Sie seufzte: Schatz, bey meinem bittern Leiden
Will mir der Arzt die Schenkel noch zerschneiden;
Die Waden sind schon wundenvoll
Vom spanschen Fliegenbisse,
Und ach, der böse Doctor sagt,
Daß ich den Schnitt noch überstehen müsse.
Bin ich nicht schon genug geplagt?
Was aber thut man nicht sein Leben zu erhalten?
Hier nahm der freundliche Mepsant
Die kranke Gattinn bey der Hand,
Und bat sie, lasse dir die Schenkel nicht zerspalten!
Die Aerzte martern nur den schwachen Körperbau,
Der wie der Tag hat abgenommen.
Stirb lieber, stirb geschwind, o meine gute Frau,
Ich schwöre dir bald nachzukommen.
Er sprachs, und seine Kranke litt
Kein Wasserzapfen, keinen Schnitt;
Sie quälte sich noch sieben Wochen,
Und starb, und endete die Noth.
Doch, Freundinn, kurz darauf erschien der blasse Tod
Dem Mann im Traum, und sprach:
Mepsant, du hast versprochen,
Der lieben Frau bald nachzugehn;
Hast du den Tag schon auserlesen?
Ich werde keinen Spaß verstehn.
Tod, rief Mepsant, es ist ja nicht mein Ernst gewesen,
Ich wollte nur das Doctorlohn,
Das viele Geld ersparen.
Ich bin ein muntrer Mann von zwey und vierzig Jahren,
Und wünsche mir nichts weniger, als schon
Dem Weibe nachzufahren.
Anna Louisa Karsch
Wiegenliedchen, dem Sack- und Spaldingischen Enkel zu Magdeburg gewidmet Den 3ten September 1771. Enkel zweyer großen Priester, Die so fromm als heiter sind, Nie sey deine Stirne düster, Weine nicht, du süßes Kind. Lächle deiner…
Lob der schwarzen Kirschen Des Weinstocks Saftgewächse ward Von tausend Dichtern laut erhoben; Warum will denn nach Sängerart Kein Mensch die Kirsche loben? O die karfunkelfarbne Frucht In reifer Schönheit ward vor diesen Unfehlbar von…
An den Domherrn von Rochow als er gesagt hatte, die Liebe müsse sie gelehrt haben, so schöne Verse zu machen. Kenner von dem saphischen Gesange! Unter deinem weissen Überhange Klopft ein Herze, voller Gluth…
Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
View all posts by Heike Baller
Bisher gibt es noch keine Kommentare