An die Frau Doktorin M.
Frau, der das Leben niemals bitter
Bey irgend einem Zufall ist:
Die Du die Zärtlichste der Mütter
Und der Gattinnen wärmste bist;
Und in Entzückung aller Sinnen
Umarmest den geliebten Mann,
Und sprichst: Ihr Lebensspinnerinnen,
Fangt seinen Faden täglich an –
O Freundin! hilf mir deine Freuden
Vertheidigen in einer Welt,
Wo man nicht glaubt, daß zum Beneiden
Dein Glücke Glanz genug enthält.
Mein Freund, ein Schüler von Apollen,
Ein Meister in der Homelie,
Glaubt, daß die Tauben küssen wollen
Aus Zärtlichkeit und Harmonie.
Nur warme Busen ältrer Ehen,
Als die der Hochzeitmonath sieht,
Die setzt er in das Reich der Feen
In ein Ovidianisch Lied.
Und in die nie vorhandnen Staaten
Des Plato, der im hohen Styl
Den Jünglingen weis anzurathen
Ein leeres geistiges Gefühl.
Sey Richterin, und überführe
Den Freygeist, der die Liebe lobt,
Und dennoch stoisch wieder ihre
Glückseeligkeit mit Läugnen tobt.
Dein Freund, Dein Liebling, Dein Getreuer,
Lad' ihn auf einen Abendschmaus;
Dann athme Du der Ehe Feuer
In hundert sanften Küssen aus,
Und sprich: Neun Lenze sind vorüber,
Und meine Flamme ward nicht matt,
Und meinem Gatten ward ich lieber,
Seitdem er mich besessen hat.
Anna Louisa Karsch
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Ein poetologisches und autobiographisch angehauchtes Gedicht von Anna Louise Karsch.
Published byHeike Baller
Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.
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