Freiheit ist erst der Anfang von Virginia Woolf

Freiheit ist erst der Anfang von Virginia Woolf

Im Original lautet der Titel der Rede von Virginia Woolf „Professions for Women“; sie hielt diese Rede 1931 vor der Londoner „National Society for Women’s Service“. Diese Infos stehen vor dem eigentlchen Text. Und dann geht es für jeweils 18 Seiten ums Ganze.

Jeweils 18 Seiten?

Ja, denn die Rede ist hier auf Englisch und auf Deutsch parallel abgedruckt. Isabel Bogdan hat den Text neu übersetzt, Aino-Maija Metsola hat ihn illustriert.

Jetzt aber endlich zum Inahlt:

Wovon spricht Virginia Woolf?

Der Untertitel der Ausgabe lautet: „Gedanken zum Selbstvertrauen“ – und genau mit Zweifeln an sich selbst beginnt die Autorin. Ja, sie ist berufstätig. Aber in einem Gebiet, das andere Erfahrungen bereit hält als alltäglichere Berufe.

Schreiben war eine angesehne und harmlose Beschäftiigung. Der Familienfrieden wurde durch das Kratzen eines Stifts nicht gestört.

S. 9

Doch zu kämpfen hat auch eine Autorin – mit dem „Engel im Haus“, also der idealtypischen Frau ihrer Zeit und Schicht: aufopferungsbereit, zurückhaltend, bescheiden, anmutig und demütig.

Gemälde Frau mit braunem haar, als Welle hochgesteckt, mit grauer, grün geränderter Jacke über baluer Bluse vor grauem Hintergrund - Virginaia Woolf 1917
Portrait von Virginia Woolf von Roger Fry, 1917

Als Autorin kann Virginia Woolf nur überleben, wenn sie dieses Idealbild in sich tötet. Das beschreibt sie drastisch.

Hätte sie dieses Phantom nicht peu à peu getötet, wäre sie als Autorin gestorben. Ihrem eigenen Kopf vertrauen, ihre eigene Stimme zu finden – das war ihre Aufgabe. Und dazu ermutigt sie in ihrer Rede die Zuhörerinnen von 1931 und alle Leser_innen seitdem! Ihre Fragen am Schluss sind heute so aktuell wie damals. Ein kleines Büchlein mit Gehalt!

Zur Gestaltung

Der englische Text steht weiß auf blauen Seiten, der deutsche – Überraschung – in Blau auf weißen Seiten. Aino-Maija Metsola lässt auf den Seiten Tintenkleckse und „Federproben“ – also kleine unregelmäßig geformte Tupfer, wenn man testet, ob der Füller auch schreibt – auftauchen. Auch kleine Kritzeleien, die in den kreativen Pausen entstehen – wäre der Text nicht gedruckt, könnte man ein Manuskript vor Augen haben, an dem die Autorin lange Zeit gesessen hat, nach den richtigen Worten suchend und dabei mit der Feder auf dem Papier spielend. Die Illustrationen lockern die Seiten auf, ohne vom Inhalt abzulenken – bieten aber die Möglichkeit, manche Formulierung etwas sacken zu lassen.

Virginia Woolf: Freiheit ist erst der Anfang, übersetzt von Isabel Bogdan, illustriert von Aino-Maija Metsola, Arche Verlag, Zürich, 2021, ISBN: 9783716028056

Published byHeike Baller

Bis zum Morgen schmökern, Kissen nass weinen, bei der Bahnfahrt mal eben los gackern – das alles und noch einiges mehr bedeutet Lesen für mich. Naja, die Nächte lese ich nur noch selten durch, da melden sich doch zu penetrant die erwachsenen Bedenken in Sachen „Wecker am Morgen“ … Aber in der Bahn können Sie mich immer mal wieder grinsend oder kichernd erleben. Mit einem Buch vor der Nase. Da ich außerdem gerne mit anderen über das, was ich gelesen habe, diskutiere, habe ich dieses Blog gestartet. Leselust, das ist es, was mich antreibt, immer neue Bücher zu kaufen, zu leihen und vor allem zu lesen. – Vorlesen tu ich übrigens auch gern.

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