Inhalt des Beitrags
Haben Sie im Deutschunterricht auch den Faust von Goethe gelesen? Ich hab damals sogar ein Referat darüber gehalten … Aber ehrlich gesagt – da ist nach mehr als 40 Jahren nicht mehr viel hängen geblieben. Und reingeguckt hab ich dann nur noch sporadisch und episodisch – einzelne Abschnitte und so.
Nun gibt es seit 2021 den Faust als Graphic Novel, die sich des immensen Stoffes annimmt. Jan Krauß hat den Stoff „adaptiert“ heißt es im Untertitel; Alexander Pavlenko hat’s gezeichnet.
Faust als Graphic Novel – viiiel kürzer!
Ja, tatsächlich, obwohl das Vorspiel auf dem Theater und der Prolog im Himmel dabei sind, ist der Umfang überschaubar.
Die erste „Aufnahme“ von Fausts Gesicht, von unten her beleuchtet, hatte für mich einen Anflug von Leonardo da Vinci.
Und direkt auf der nächsten Seite wird der Umgang mit dem Text deutlich. Faust beginnt nämlich fast genau wie man es erwartet:
Ich habe Philosophie, Recht, Medizin und – leider – auch Theologie studiert … nur um zu erfahren, dass wir nichts wissen können. Nichts.
S. 19
Im Original klingt das etwas umständlicher:
Habe nun, ach! Philosophie, /Juristerey und Medicin, /Und leider auch Theologie! /Durchaus studirt, mit heißem Bemühn. /Da steh’ ich nun, ich armer Thor! / Und bin so klug als wie zuvor; /Heiße Magister, heiße Doctor gar,/ Und ziehe schon an die zehen Jahr, / Herauf, herab und quer und krumm, / Meine Schüler an der Nase herum – / Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Quelle
Hier wird also schon klar, wie Jan Krauß den Text adaptiert: Immer ein paar „bekannte“ Versatzstücke und dann kürzen, kürzen, kürzen …
Einige der markantesten und bekanntesten Zitate gehen dabei natürlich verloren – ich vermisse besonders „Das also ist des Pudels Kern? Ein fahrender Scholast. Der Kasus macht mich lachen .“ (aus dem Gedächtnis zitiert …) Bei Jan Krauß steht da:
Das also verbirgt sich im Pudel: ein Scholastiker. Ich glaube, ich muss lachen. ()
S. 40
Faust als Graphic Novel – die Bilder
Das mit dem Kürzen geht natürlich vor allem deshalb so gut, weil ein großer Teil des Textes als Bld auftaucht.
Schildert Mephistopheles oder Faust eine Situation im Dialog – in der Graphic Novel kann ich sehen, was sie sehen und beschreiben.
Besonders deutlich wird das bei der Walpurgisnacht – alle schaurigen Gestalten sind halt einfach da.
Alexander Pavlenko nutzt eine sehr eingeschränkte Palette an Farben – viel Schwarz-Weiß, ein bisschen Blau und helles Ocker. Die roten Rosen, die Gretchen der Muttergottes zu Füßen legt, die rote Maus aus dem Mund der Schönen – sie knallen dann so richtig raus.
Fazit
Der Faust als Graphic Novel hat eine alte spannende Geschichte zu bieten und vermeidet eine Sprache, die als Hemmschwelle davor liegt, wenn man nicht gerade an alten Texten interessiert ist. Aufgrund der Bilder kann sie sehr gut für sich selber stehen.
Auch wenn ich keine eifrige Faust-Leserin bin, fände ich es schön, wenn dieses Werk Lust aufs Original machen könnte.
Alexaner Pavlenko und Jan Krauß: Faust. Eine Graphic Novel nach Goethes „Faus I“, edition faust, Frankfurt am Main, 2021, ISBN: 9783945400784
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