Etwas ist faul von Agatha Christie

James Bond ist in Kimpton-on-Sea – und verflucht sich dafür, einen so mondänen Ferienort aufgesucht zu haben.

Wenn Sie jetzt die Stirn runzeln und die beiden Namen in keinen sinnvollen Zusammenhang bringen können: Dieser James Bond erblickte 1926 das Licht der Welt, in einer Kurzgeschichte, die später in der Sammlung „The Listerdale Mystery“ von Agatha Christie erschien und nun erneut auf Deutsch vorliegt. Der Titel der Sammlung: „Etwas ist faul“ .

Ach ja: Der andere James Bond, den Sie eben meinten, der ist fast 20 Jahre jünger – der erste Roman um den Geheimagenten erschien 1953.

Etwas ist faul – aber auf amüsante Weise

12 Geschichten hat Agatha Christie hier versammelt. Sie alle spielen mit den Klischees des Genres. Und so manch unerwartete Wendung hat mir ein Lachen entlockt. Eine Auswahl des Personals:

• Ein pensionierter Inspector von Scotland Yard, der eine Mörderin wieder erkennt
• Der vom Onkel gefeuerte Neffe, der mit Hilfe einer Bananenschale sein Glück macht, ohne das Gesicht zu verlieren
• Die verarmte adlige Dame mit erwachsenen Kindern, die ein erschwingliches repräsentatives Haus mit Geschichte bezieht.
• Der fürs repräsentative Hotel seiner Freundin nicht passend gekleidete junge Mann, dem die Bekanntschaft mit einem Lord zufällt.
• Es fehlt auch die geheimnisvolle junge Adlige nicht, deren Verlobter dem Helden ein Duell aufdrängen will.
• Ein Autor von Detektivgeschichten wird durch auf eigene – hohe! – Kosten von einer Schreibblockade erlöst.

Und der Stil?

Agatha Christie ist eine erfahrene Schreiberin von Krimis – sie spart nicht mit kleinen boshaften Bemerkungen und Wortspielereien.

Ihre Charakterzeichnungen sind wunderbar entlarvend:

Im Übrigen war Edward selbst brennend daran interessiert, das Halsband loszuwerden. Eine gottgesandte Gelegenheit für eine elegante Geste.

„Der Traum vom Glück“ S. 131

George war im Wesentlichen ein Mann der Tat: Nicht Überlegen war seine Stärke, sondern Handeln, Streben und so weiter. 

„Das Mädchen im Zug“, S. 65

Als kleine nette Häppchen zwischendurch sind diese 12 Geschichten wunderbar geeignet.

Agatha Christie: Etwas ist faul, übersetzt von Pieke Biermann, Maria Meinert und Edith Walter, Atlantik Verlag, Hamburg, 2022, ISBN: 9783455015010

Die Stadtbibliothek Köln hat das Buch im Bestand.